Makalu 2014

Der Makalu ist mit 8463 m der fünfthöchste Berg unserer Erde. Sein Name stammt aus dem Sanskrit und bedeutet auf Deutsch „der große Schwarze“ (Maha Kala). Nur 22 Kilometer Luftlinie trennen ihn vom höchsten Berg der Welt, dem 8850 Meter hohen Mount Everest, der weiter östlich im Solu Khumbu gelegen ist. Der Makalu selbst liegt in Mitten der 1992 gegründeten „Makalu-Barun National Park and Conservation Area“, eines 2330 Quadratmeilen umfassenden Gebiets, das an den weiter westlich gelegenen Sagarmatha Nationalpark Nepals und Tibets „Qomolangma Natural Reserve“ im Norden anschließt.

Galerie

Historie

Obwohl die ebenmäßige Berggestalt des Makalu bereits früh Bergsteiger in seinen Bann zog, wehrten doch die unzugänglich steilen Eisflanken und nackten Felswände zunächst alle Besteigungsversuche schon im Gedanken ab. Erst im Frühjahr 1954 versuchten sich eine amerikanische Expedition unter William Siri und eine neuseeländische Mannschaft unter Sir Edmund Hillary am „Großen Schwarzen“, mussten jedoch unverrichteter Dinge wieder nach Hause ziehen. Mehr Erfolg war einer französischen Erkundungsexpedition unter Jean Franco im Herbst des gleichen Jahres gewährt, die mit sechs Mitgliedern immerhin den Nebengipfel, den Kangchungtse, 7678 m, erreichte. Im Frühjahr des Folgejahres setzte Franco dem noch eins drauf, indem er mit allen Mitgliedern seiner neunköpfigen Expedition vom 15. bis 17. Mai 1955 den Hauptgipfel bestieg (drei Wellen: 15. Mai Jean Couzy und Lionel Terray, 16. Mai Jean Franco, Guido Magnone und Sherpa Gyalzen, 17. Mai Jean Bouvier, Serge Coupé, Pierre Leroux und André Vialatte) – das erste Mal an einem Achttausender, dass alle Teilnehmer den Gipfel erreichten. Der Weg über die Westwand, den Makalu La – eine Einsattelung in 7400 Meter Höhe – und den Nordostgrat wird heute als „Franzosenroute“ bezeichnet. Ein Großteil der Besteigungen des Makalu vollzieht sich über diese Route.

Unter himalaya-info.org findet sich eine gute Zusammenfassung der kompletten Besteigungsgeschichte.

Route

Nach dem Aufstieg vom historischen „Hillary Basecamp“ (4850 m)  ins Advanced Basecamp (ABC) auf ca. 5650 m, wird die Route in Angriff genommen. Drei Hochlager und viele Meter Fixseil müssen in den folgenden Wochen eingerichtet werden. In ständigem Auf-und Ab mit dazwischen liegenden Ruhetagen im Basislager werden die Lasten nach oben gebracht und steilere Passagen versichert. Über eine grobblockige Mittelmoräne und felsiges Steilgelände mit einigen kurzen Kletterpassagen (UIAA II) wird die Gletscherzunge und der Steigeisenplatz („Crampon Point“), ca. 5.900 m, erreicht, an dem die Hochtourenausrüstung deponiert werden kann. Ab hier wird die flache Gletscherzunge betreten und mit einer kurzen Aufsteilung (danach Achtung auf Spalten und Eisschlag von links!) bis an den Beginn einer Steilwand (ca. 200 Hm) verfolgt. Bambusstangen bzw. Markierungsfähnchen weisen den Weg. Somit ist ein sicheres Begehen des Gletschers auch bei schlechtem Wetter möglich. Mit Fixseilen ist die Steilstufe schnell überwunden, das anschließende flache Gletscherplateau links bietet die erste Gelegenheit für Camp 1 (6.300 m), das aber auch nach einer anschließenden kurzen Gletscherstufe rechts (ca. 6.400 m) errichtet werden kann (ca. 5-6 h Aufstieg). Der Weiterweg führt nun durch einen Eisbruch. Immer wieder schlängelt sich die Route an Eistürmen und großen Spalten vorbei, ein Großteil dieses Routenabschnitts muss mit Fixseilen versichert werden. Auf einer Gletscherterrasse wird auf ca. 6.650 m Camp 2 eingerichtet (ca. 3-4 h Aufstieg). Nach einer langgezogenen Rechtsquerung steilt sich das Gelände am Fuß des Makalu La beträchtlich auf. Unschwierig, aber bereits anstrengend, werden steile Schnee- und Eisfelder bis zum Ansatz der Felsrampe am orografisch linken Rand des großen Eiscouloirs verfolgt. Steiles kombiniertes Gelände vermittelt den kräftezehrenden Weiterweg bis zum Pfeilerkopf. Etwas flacheres Gelände bietet über eine weite Schneeflanke (ca. 300 Hm) eine kurze Verschnaufpause, ehe kombiniertes Steilgelände und Bänder wieder anstrengend bis zur scharfen Abbruchkante des Makalu La, 7.400 m, hinaufführen. Ein kurzes Stück weiter wird Camp 3 auf ca. 7.450 m in relativ ebenem Gelände im Schnee eingegraben (ca. 8 h Aufstieg). Eine lange Querung führt mit geringem Höhengewinn rechterhand die Hangflanke empor. Über einen kurzen Felsriegel (Fixseile) wird ein Kessel erreicht, an dessen (in Aufstiegsrichtung) linken Begrenzungsfelsen in den letzten Jahren das letzte Hochlager, Camp 4, ca. 7.600 m, errichtet wurde. Zeltplattformen können im schneebedeckten Geröll gut errichtet werden. Darüber setzt eine Steilflanke (oft Blankeis) an, die nach etwa 300 Höhenmetern in einen zerrissenen Hängegletscher übergeht. In manchen Jahren konnte hier, noch etwas höher, unter einem Serac (7.800 m), das letzte Camp errichtet werden, doch 2014 war dieser Eisnollen nicht mehr vorhanden. Nach der Querung des Hängegletschers leiten auf der gegenüberliegenden Seite Schneeflanken – Aufschwünge, die sich mit Flachstücken abwechseln – linkshaltend durch verspaltetes Gelände höher, bis zum Ansatz des French Couloirs auf bereits ca. 8.250 m Höhe. Nun folgt man dem Couloir durch steiles Firneis, später zunehmend felsiges und anspruchsvolles Gelände bis zur Schulter des langgezogenen Gipfelgrates (ca. 8.400 m) höher. Die Hauptschwierigkeiten sind nun vorbei, doch noch einmal ist auf dem exponierten Schneegrat die volle Konzentration gefordert. Gerade die letzte Passage, vom Felshorn des „False Summit“ bis zum tatsächlichen Gipfel, hat es noch einmal in sich (ca. 10-12 h Aufstieg). Dann aber ist der höchste Punkt erreicht und die Aussicht – hoffentlich bei schönstem Wetter – reicht vom Mount Everest bis zum Kanchenjunga.

Ablauf

Erneuter Misserfolg am persönlichen Schicksalsberg

Expeditionstagebuch

Samstag 5.4. – Letzte Vorbereitungen
Nichts geht über ein gut sortiertes Chaos … Die Sachen sind hergerichtet, nun müssen sie nur noch alle zusammen in die Tasche passen. Morgen geht´s mit dem Zug nach München an den Flughafen. Um 23.20 Uhr verlassen wir Deutschland mit dem Ziel Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Nach etwas Aufenthalt fliegen wir von dort aus weiter nach Kathmandu, Nepal, wo wir am späten Nachmittag des 7.4. eintreffen werden. Vielen Dank auf diesem Wege für all die guten Wünsche! Bis bald, dann schon aus Nepal! Alix & Luis

Sonntag 6.4. – Freitag 11.4.: Anreise und Trekking
Am Muenchener Flughafen trafen wir uns am 6. April nach einer gemuetlichen Bahnanreise von Fuessen mit Flo, der ebenfalls von Freilassing aus mit dem Zug angereist war. Das Einchecken spaetabends verlief zuegig und problemlos. Danach mussten wir uns natuerlich noch dem mittlerweile zum Rituell gewordenen Abschieds-Schweinsbraten mit Weissbier im Airbraeu unterziehen, bevor wir zum Einchecken an die Gate weiterkonnten. Wenig spaeter befanden wir uns dann schon in der Luft und schipperten den Vereinigten Arabischen Emiraten entgegen. Nach einem kurzen Zwischenstopp (Dank an Petra und Manuela vom Amical-Buero fuer die gute Verbindung!) ging es rasch weiter nach Kathmandu, wo wir in den spaeten Nachmittagsstunden landeten. Ein Fahrzeug der Agentur wartete schon auf uns und brachte uns ins Hotel Norbulinka im Stadtteil Thamel. Nachdem wir unsere Sachen nur schnell ins Zimmer geworfen hatten, machten wir uns zum Abendessen in eines der vielen netten Lokale der Stadt auf und liessen es danach nach einem langen Tag bald gut sein. Wir waren angekommen und am naechsten Tag stand uns viel Arbeit bevor!
Am naechsten Tag mussten wir schon bald wieder aus den Federn. Als erstes ging es zur Agentur Thamserku, bei der noch unser Deposit und die Aircargo lagerten. Gute zwei Stunden verbrachten wir mit dem Packen unseres Expeditionsgepaecks im Garten des Storerooms. Die starke Sonne sorgte rasch fuer hohe Temperaturen ueber 30 Grad Celsius und den ersten Sonnenbrand auf Armen und Nacken. Dann fuhren wir mit allen unseren sieben Sachen weiter zu Seven Summit Treks, die unser Basislager am Makalu organisieren. Die gepackten Tonnen gingen noch am selben Tag mit Lkw weiter nach Num und dann mit Traegern ueber mehrere Tage hinweg bis ins Basislager des Makalu hinauf. Wir klaerten in einer Besprechung mit den Agenturchefs noch die restlichen Formalitaeten und begaben uns daraufhin zum Hotel zurueck, wo Billi Bierling, die Mitarbeiterin von Elizabeth Hawley schon mit dem Interview fuer die Hinalaya Chronik auf uns wartete. Billi werden wir am Berg wiedertreffen, da sie mit Russel Bryce‘ Himalayan Experience dasselbe Ziel wie wir verfolgt: Den Makalu zu besteigen. Sie werden allerdings eine andere Anreiseroute als wir waehlen. Danach sind wir erledigt und brauchen dringend ein Everest Bier und eine grosse Pizza bei Rumdoodle’s um wieder zu Kraeften zu kommen!
Schon um 6.30 Uhr werden wir am naechsten Morgen an den Flughafen gefahren und mit unserem Gepaeck vor dem Inlandsterminal ausgespuckt. Heute fliegen wir nach Lukla im Solu Khumbu. Unser Plan ist, ueber das Khumbu-Gebiet bis nach Chukhung zu trekken, dann Amphu Laptsa und Ice Cols zu ueberschreiten und ins Barun-Tal abzusteigen. Auf diesem Weg koennen wir uns fuer das hochgelegene Basislager (5650 m) besser vorakklimatisieren und haben einen spannenderen Weg vor uns. Allerdings besteht die Gefahr, sollte es so frueh im Jahr noch viel Schnee auf den Paessen haben, dass sie fuer uns unpassierbar sind. Dennoch wollen wir uns auf dieses Risiko einlassen. Wir haben gleich den zweiten Flug um 8.30 Uhr. Das Wetter ist schoen und klar in Kathmandu und so heben wir puenktlich wie geplant ab und fliegen in 40 Minuten Flugzeit bei ruhigen Verhaeltnissen bis nach Lukla, 2850 m. Nach einer kurzen Teepause machen wir und dann auch schon auf die Socken. Wir wollen noch am selben Tag nach Phakding, 2640 m, absteigen. Fuer unsere schwere Hochtouren- und Campingausruestung sowie die Verpflegung fuer die Passueberschreitung haben wir uns den Luxus von zwei Traegern geleistet, die uns die Sachen bis nach Chukhung hinauf tragen sollen. So ist uns eine bessere Akklimatisation sicher, wenn wir uns in der kritischen Anfangsphase noch entlasten koennen. Nach knapp zwei Stunden Wegstecke ueber kleine Streusiedlungen und an vielen Manisteinen vorbei kommen wir in dem kleinen Ort an und mieten uns in einer Lodge am unteren Ortsrand ein. Nachmittags zieht die Bewoelkung etwas zu und es regnet ein paar Tropfen. Typisch fuer das Fruehjahr im nepalischen Himalaya. Nach dem Abendessen gehen wir frueh zu Bett, da wir die Begeisterung der Lodgebesitzer fuer indische Bollywood Soaps, die ohne Unterbrechung im Fernseher der Gasstube laufen, nicht mit demselben Enthusiasmus teilen koennen.
Ein Pancake-Fruehstueck erwartet uns verlockend um 7.00 Uhr, eine Stunde spaeter machen wir uns auf den Weg nach Namche Bazar, das unser heutiges Tagesziel ist. Es tut gut, wieder zu Fuss unterwegs zu sein. Das Khumbu-Gebiet hat sich weiter veraendert, seit wir das letzte Mal 2005 fuer den Pumori hier waren. Natuerlich stehen noch mehr Lodges, Teashops und Laeden, aber alles macht einen sehr gepflegten Eindruck und die Gegend profitiert sichtlich von den zahlreichen Touristen. Wir koennen daran nichts Negatives finden, schliesslich bleiben aus dem Grund die Einheimischen im Tal und fluechten nicht, wie aus so vielen anderen laendlichen Gegenden, in die Slums Kathmandus. Und schliesslich sind wir ja auch drei der vielen Touristen, die die Gegend aus denselben Gruenden besuchen: Um die Natur und Bergwelt zu bewundern und dort Bergsteigen zu gehen. Hinter Monjo, 2800 m, passieren wir die Eingangskontrolle zum Sagarmatha Nationalpark und bezahlen brav 3.000,- Rps pro Nase fuer den Eintritt. Das Wetter ist sonnig und warm und wir geniessen den Aufstieg bis zur Hillary Bride vor dem steilen, 600 Hoehenmeter langen Aufstieg nach Namche. Das letzte Stueck ist noch etwas schweisstreibend, ehe wir in der Khumbu-Metropole auf 3440 m anlangen. Wir uebernachten in der Himalayan Lodge am oestlichen Ortsrand. Das Angebot an Lodges, Bakeries, Cafes, Pubs in Namche ist beinahe erschlagend. Ueberall kann man WLAN erhalten und die Mobiltelefone der Einheimischen klingeln ohne Unterlass. Der Fortschritt hat das Khumbu nicht verschont. Nur eine Handvoll anderer Trekker ist mit uns in der Lodge, so haben wir jede Menge Platz beim Abendessen. Das ist wiederum der Vorteil des grossen Angebots im Ort. Gemuetlich sitzen wir in der Gaststube noch beisammen ehe es Zeit fuer die Nachtruhe wird.
Heute ist Ruhetag in Namche zur Verbesserung der Akklimatisation angesagt. Wir stehen etwas spaeter auf und unternehmen dann einen gemuetlichen Halbtagesausflug nach Kunde und Khumjung. Das Wetter ist vormittags wieder strahlend schoen und wir haben freie Sicht auf Mount Everest, Lhotse, Nuptse, Ama Dablam und Tawoche – eine Pracht! Entgegen anders lautender Meldungen haben wir den Eindruck, dass es eher verhaeltnismaessig wenig Schnee fuer die Jahreszeit in hoeheren Lagen hat. Unsere Mittagspause verbringen wir in der Bakery in Khumjung mit Kaffee und Kuchen, alles vom Feinsten. Dann laufen wir wieder zurueck nach Namche und schauen uns auf dem Markt um, der dort Freitags und Samstags stattfindet. Neben viel Gemuese, Obst und anderen Lebensmitteln sind auch viele Waren aus China zu erstehen, die ihren Weg ueber den Nangpa La von Tibet aus ins Khumbu finden. Nachmittags goennen wir uns in der Lodge noch eine heisse Dusche – die letzte fuer viele Tage voraussichtlich – ehe wir den Tag mit einem schmackhaften Abendessen abschliessen: Heute gibt es Yak-Sizzler!
In den naechsten Tagen wird uns keine direkte Internetverbindung mehr zur Verfuegung stehen. Daher werden die Eintraege in unserem Tagebuch etwas knapper ausfallen. Dennoch versuchen wir auch von unserem Weg ueber die Paesse, der sicherlich spannend werden wird, weiter zu berichten.

Samstag 12. – Sonntag 13.4.: Trekking Dingboche
Um 8.00 Uhr legen wir bei strahlendem Sonnenschein los und laufen den Weg hoch ueber der Schlucht des Dudh Kosi bis nach Phunki Tanga. Auf dem Weg sehen wir mehrere Himalayan Tars, eine Mischung aus Steinbock und Wildziege. Am Fluss goennen wir uns eine Teepause, ehe der lange und anstrengende Anstieg nach Thengpoche, 3860 m, folgt. Ueber viele steile Serpentinen zieht sich der Pfad auf den Huegel hinauf, auf dem beherrschend das Kloster Tengpoche liegt. Das Wetter zieht sich immer mehr zu, in Tengpoche schliesslich beginnt es zu schneien. Das schlimmste Gestoeber umgehen wir mit einer Mittagspause in einer  Lodge im Ort, danach steigen wir noch eine halbe Stunde weiter ab, bis wir die kleine Siedlung Deboche, 3770 m, erreicht haben. Hier quartieren wir uns in der gemuetlichen Everest Rhododendron Lodge ein. Abends bullert der Kanonenofen, waehrend wir in internationaler Runde beim Abendessen versammelt sitzen.
Um 7.00 Uhr brechen wir heute schon in Richtung Dingboche, 4350 m, auf. Der Schnee vom Vortag hat sich schon gesetzt, in der Sonne ist  er bereits komplett weggetaut. Durch malerisch verschneiten Rhododendron-Urwald marschieren wir dasTal hoeher. Die Sicht auf Kang Taiga, Thamserku, die Ama Dablam und sogar Nuptse, Lhotse und Everest wird durch keine Wolke getruebt. Gegen 12.00 Uhr erreichen wir Dingbohe und suchen uns eine schoene Lodge aus: Die Everest View Lodge. Nachmittags folgt eine kleine Akklimatisationstour auf den Nagartsang Peak, 5095 m, und danach zur Belohnung ein Besuch bei der French Bakery. Nachmittags hat sich das Wetter wieder etwas verschechtert, doch der Niederschlag bleibt aus. Abens gemuetliches Beisammensein mit Nepali Dinner vor dem warmen Ofen.

Montag 14. – Freitag 18.4.: Chukhung – West Col
Eine kurze Etappe führt uns heute nach Chukhung, 4750 m (2 Std.). Wir quartieren uns in der neuen, schönen Kangri Resort Lodge ein und steigen gleich im Anschluss noch auf den Chukhung Ri, 5580 m. Abends gibt es Fried Noodles vor dem Kanonenofen.
Ein Ruhetag in Chukhung zur Verbesserung der Akklimatisation. Wir marschieren einige Stunden in Richtung Amphu Laptsa Pass, um uns die Verhältnisse näher anzusehen. Die schauen recht gut aus, weder zu wenig noch zu viel Schnee. Am großen See vorbei geht es wieder zurück nach Chukhung. Was wir gesehen haben stimmt uns optimistisch, am nächsten Tag wollen wir den Pass angehen.
Etwas früher als sonst sind wir heute auf den Beinen. Mit unseren beiden Trägern Lakpa und Pemba machen wir uns um 7.00 Uhr auf den Weg zum Amphu Laptsa High Camp. Sie haben heute ihren letzten Arbeitstag. Über die Pässe wollen wir sie nicht mit nehmen, um ihre Sicherheit nicht zu gefährden. Ab dem Passlager heißt es dann selber buckeln. Unser Akklimatisationszustand ist aber mittlerweile so gut, dass wir uns das zutrauen. In 4 Stunden sind wir im Passcamp, 5350 m, angelangt und suchen uns einen guten Platz zum Übernachten aus. Nachdem wir uns von Lakpa und Pemba herzlich verabschiedet haben treten wir unsere erste Zeltnacht an.
Während der Nacht war es bitterkalt, deshalb freuen wir uns über die ersten wärmenden Sonnenstrahlen. 8.00 Uhr haben wir zusammengepackt und treten den Aufstieg an. Unsere Rucksäcke sind zu enormen Wolken angewachsen, wir sehen wie deutsche Sherpas aus. Steile Serpentinen im Schnee führen zu dunklen Felsbändern über die weit nach Links gequert wird, ehe eine Steilrinne zu gebändertem Fels und der Passhöhe führt. Eine große Gruppe kommt uns gerade im der schwierigsten Sektion von der anderen Seite entgegen. Ansonsten läuft alles bestens und wir sind trotz unserer Rucksäcke und Gegenverkehr in 4 Stunden auf der Passhöhe, 5858 m. Ein gestufter Gletscher führt auf der anderen Seite bis auf seine Moräne hinab und dann an einem der fünf Seen der Panch Pokhari vorbei bis zum Gletscher. Nachdem ein Schneegestöber mit kräftigem Wind eingesetzt hat, beschließen wir, es hier für heute gut sei zu lassen.
Die Sonne weckt uns früh und wir haben schnell gefrühstückt und sind abmarschbereit. Bis zur Seespitze des zweiten Sees müssen wir absteigen, um die Talseite zu wechseln. In einer schneeverfüllten Runse neben der hohen Seitenmoräne des Gletschers steigen wir rasch bis zum Baruntse Basislager, 5450 m, auf. Hier wirkt alles winterlicher als auf der anderen Seite. Tiefer Schnee bedeckt den gesamten Talkessel. Der Blick auf die Ama Dablam, den Chamlang und den Baruntse ist spektakulär. Nachmittags trägt der Schnee nicht mehr so gut und wir müssen uns von einem Moränenrest zum anderen durchmogeln. Im West Col High Camp, 5800 m, angekommen, stellen wir unser Zelt im Schnee auf und genießen die Strahlen der Nachmittagssonne.
Bis jetzt hat alles wie am Schnürchen geklappt. Das Wetter war bislang prima, nur am Nachmittag frühlingstypische Bewölkungsverdichtung mit etwas Niederschlag. In den nächsten Tagen geht es über West und East Col ins Makalu Basislager hinunter. Dazwischen wollen wir noch eine hohe Akklimatisationsnacht auf dem Gletscher verbringen. Hoffentlich geht alles so weiter, wie es angefangen hat.

Samstag, 19. – Donnerstag 24.4.: East Col – Makalu BC
Nach der Überquerung des großen Gletschers zwischen West und East Col steigen und seilen wir das letztere ab. Auf dem Gletscher lag nur wenig Schnee und auch die Überwindung des Cols verlief problemlos. Ein flacherGletscherabstieg führt uns ins East Col BC in dem eine Gruppe Amerikaner lagert, die uns über die Verhältnisse ausfragen. Rasch setzen wir den Abstieg über unbeschreiblich mühsame Block- und Geröllflanken ins Tal fort. Im Haupttal des Barun Gletschers angekommen beginnt es zu dämmern und wir beschließen dort für die Nacht zu lagern.
Am nächsten Tag queren wir den Gletscher und Treffen auf die Wegspur zwischen Makalu BC und Hillary BC. Einen Sack mit unbenötigten Sachen lassen wir in einem Depot zurück und laufen die restliche Distanz bis zum Hillary Camp, 4850 m, in drei Stunden hinaus. Im Camp, das sich auf einer weitläufigen Sandfläche befindet, werden wir von einigen Mitarbeitern unserer Agentur begrüßt und sogleich zum Mittagessen eingeladen. Nachmittags genießen wir unsere erste Ruhezeit seit Beginn der Passüberschreitungen, ehe es früh wieder Abendessen gibt.
Während sich Flo rasch von seiner Erkältung auf dem Trekking erholt hatte, hat es Alix die letzten Tage so richtig schlimm mit Husten und Halsschmerzen erwischt. Zwei Ruhetage im Camp sollen ihr Zeit geben, sich wieder zu erholen. Ansonsten unternehmen wir kurze Spaziergänge und genießen den Anblick des Makalu, der majestätisch über uns thront.
Heute ist es so weit, wir steigen ins Basecamp auf. Der Weg über den schuttübersäten Barungletscher ist mühsam, die über 400 m hohen Moränenflanken an seiner Seite sorgen für entsprechende Steinschlaggefahr. Um Glück sind wir gut akklimatisiert und können auch die letzten anstrengenden Blockfelder noch ohne Probleme hinter uns bringen. Nach sechs Stunden erreichen wir das BC, 5680 m, auf einer Felskanzel unterhalb des Chagogletscher. Wir sind am Berg angekommen!
Um die Hundert Zelte sind auf der Ebene des Basislagers versammelt, ein Andrang, ungefähr drei mal so hoch wie vor vier Jahren, als wir uns das letzte Mal hier befunden hatten. Zu unserer negativen Überraschung müssen wir feststellen, dass keines unserer Transportfässer im BC angekommen ist. Nachforschungen ergeben, dass sich alle noch immer im Hillary Camp in einer Hütte befinden. Seit zwei Wochen! Nachdem wir unserem Ärger Luft gemacht haben, verspricht uns der BC Manager das gesamte Gepäck innerhalb der nächsten beiden Tage hinaufbringen zu lassen. Für den morgigen Tag ist die Puja-Feier geplant, am nächsten möchten wir bereits zum Lager 1 aufsteigen, um mit unserer Expedition zu beginnen. Das Wetter ist gut, aber stürmisch. In den unteren Beteichen sollte man dennoch ohne größere Beeinträchtigungen Arbeiten können. Wir hoffen, die Zusage unseres Lagermanagers wird auch eingehalten, denn ohne unsere Ausrüstung können wir nicht viel anfangen.

Freitag 25. – Montag 28.4.: C1 – C2
Bei strahlend blauem Himmel und einer frischen Brise machen wir uns mit den wenigen Sachen, die wir zur Verfügung haben, auf nach Lager 1 (C1 6300 m). Unsere Expeditionstonnen mit der gesamten Ausrüstung sind noch nicht eingetroffen aber für morgen angekündigt. Vormittags feiern wir mit der spanischen Gruppe, die sich mit uns die Besteigungsgenehmigung teilt, die Puja, in der der Segen der Götter für die Besteigung erbeten wird. Gleich im Anschluss machen wir uns auf den Weg. Im Verhältnis zu vor vier Jahren, als wir uns das erste Mal am Makalu befunden hatten, sind dieses Jahr drei bis vier Mal so viele Bergsteiger vor Ort. Viele von ihnen sind mit dem Helikopter bis ins Basislager angereist. Für uns stellt dies, nicht nur aus Umweltschutzgründen, keine Erwägung dar. Wir genießen auf dem Trekkinganmarsch jedes Mal die Vielzahl an Eindrücken, die man auf dem Weg geschenkt bekommt, und lernen interessiert den Bezug zwischen Menschen, Region und Berg kennen. All dies geht verloren, wenn man sich derart an sein Ziel hinkatapultieren lässt. Nachdem die Südroute auf den Mount Everest aufgrund des großen Lawinenunglücks mit vielen Todesopfern gesperrt worden ist, wird ein weiterer Zuwachs an Aspiranten erwartet, die sich durch ihre Agenturen Ersatzziele anbieten werden lassen. Über Nacht hat es 10 – 15 cm geschneit. Der Neuschnee sorgt für rutschige Verhältnisse auf dem groben Blockwerk der Mittelmoräne, auf der wir bis zur ersten Gletscherterrasse aufsteigen. Die Bedingungen auf dem Gletscher sind gut und wir steigen spaltenfrei und zügig bis zur ersten Steilstufe auf. Nach dieser, etwa 150 Meter hohen Hürde, gelangen wir auf die zweite Gletscherstufe, auf der wir gerade noch rechtzeitig vor Einsetzen des allnachmittäglichen Schneetreibens unser Zelt errichten. 4 Gehstunden haben wir in gemütlichem Tempo bis hierher benötigt. Zu dritt ist es in dem kleinen Hochgebirgszelt zwar alles andere als geräumig, dafür aber angenehm warm. Nach einem frühen Abendessen genießen wir die Stimmung in der Abendsonne noch etwas und legen uns dann bald zur Ruhe, da die Temperaturen ohne Sonne rapide in den Keller schießen.
Über Nacht hatte es Minusgrade im doppelstelligen Bereich, dazu pfiff uns der Wind mächtig ums Zelt. Die Innenwände sind dick mit Raureif bedeckt. Noch einige Zeit müssen wir verstreichen lassen, ehe die ersten Sonnenstrahlen, die unser Zelt um kurz nach 8.00 Uhr treffen, alles so erwärmt haben, dass an Aufbruch zu denken ist. Nachdem wir alles zusammengepackt haben, steigen wir gegen 10.00 Uhr zum zweiten Hochlager (C2 6650 m) auf. Durch Seracstufen und einige Steilaufschwünge hinweg erreichen wir C2 nach nur knapp 2 Gehstunden und errichten und einige Lagerplattform im Schutz einiger Eistürme. Einige weitere Zelte stehen hier bereits. Ein halbes Dutzend der Expedition von Russel Bryce, ein weiteres halbes Dutzend von Seven Summits Treks sowie einige vereinzelte von Individualbergsteigern wie wir. Wie am Vortag setzt auch heute schon bald Schneegestöber ein, so dass wir uns in den Schutz des Zeltes zurückziehen. Für das Abendessen verbleibt uns zu dritt nur noch eine Doppelpackung Lyofood, die wir gerecht unter uns aufteilen. Zum Nachtisch bekommt jeder noch einen Drittel Marsriegel, dann sind die Vorräte erschöpft. Die Nacht bricht wiederum stürmisch und eiskalt an, schnell haben wir uns in unseren wärmenden Schlafsäcken verkrochen.
Nach einer kalten und ungemütlichen Nacht machen wir uns anderntags rasch zum Abstieg bereit. Der Sturm hatte während vieler Stunden an unserem Zelt gerüttelt, an Schlaf war nur wenig zu denken gewesen. Dennoch haben wir unser Ziel, eine Akklimatisationsnacht auf C2 zu verbringen erreicht. So machen wir uns mit einem guten Gefühl an den Abstieg, sobald wir unser Zelt und andere Ausrüstung sicher verpackt auf unserer Plattform deponiert haben. In einer Stunde sind wir am Gletscherbeginn angelangt, wo wir unsere Eisausrüstung und die Expeditionsstiefel deponieren. Eine weitere Stunde benötigen wir für den weiteren Abstieg bis ins Basislager, wo wir mit einem warmen Mittagessen empfangen werden. Zu unserer großen Erleichterung sind tatsächlich alle unsere Expeditionstonnen eingetroffen. Das bedeutet das erste Mal frische Wechselwäsche nach 14 Tagen und alle Annehmlichkeiten, wie Lesestoff, Musik, warme Bekleidung und Leckereien aus der Heimat. Wie schön kann das Leben sein!
In den vergleichsweise milden Nachttemperaturen des Basecamps (5680 m) schlafen wir durch wie die Babies, bis wir um 8.00 Uhr zum Frühstück gerufen werden. Noch immer ist unser Appetit groß und wir freuen uns über die frischen Pfannkuchen und Omelettes, die wir serviert bekommen. Über den Tag hinweg sortieren wir unsere sieben Sachen aus den Tonnen und richten uns häuslich ein. Nun fühlen wir uns wirklich zu Hause am Berg. Einen weiteren Ruhetag (29.4.) wollen wir uns noch gönnen, bevor wir wieder nach C2 aufsteigen, um von dort die lange und schwierige Etappe ins dritte Hochlager (C3 7400 m) in Angriff zu nehmen. Bislang ist unser Plan gut aufgegangen, wir haben uns gut akklimatisiert und fühlen uns alle wohl. Die kommenden Tage sollen geringere Windgeschwindigkeiten bringen, so dass ein Aufstieg über die exponierte Rampe in den Sattel des Makalu La (7400 m) dann auch klappen sollte. Wir sind gespannt, Ihr hoffentlich auch. Stay tuned!

Dienstag 29.4. – Samstag 3.5.: BC – C3
Nach einem Ruhetag im Basislager packen wir es am 30. April wieder an. Flo hat sich einen Infekt zugezogen und begonnen Antibiotika zu nehmen. Er wird die nächsten drei Tage im Basislager verbringen und die Krankheit auskurieren. Um 7.30 Uhr verlassen wir früh das BC um nicht ins allnachmittägliche Schlechtwetter zu geraten. Bei Traumwetter steigen wir in aller Ruhe über den Steigeisen-Wechsel-Platz, genannt „Crampon Point“, und das ehemalige Lager 1 (6300 m) ins Lager 2 (6650 m) auf. Kaum eine Menschenseele ist unterwegs, wir haben beinahe das Gefühl allein am Berg zu sein. Im zweiten Hochlager treffen wir auf unsere spanischen Freunde. Auch sie wollen am nächsten Tag ins dritte Hochlager aufsteigen und unterschiedlich wieder absteigen oder wie wir dort übernachten. Der Nachmittag bringt das übliche Schneegestöber und nach einem frühen Abendessen legen wir uns bald in die warmen Schlafsäcke.
Schon um 7.45 Uhr verlassen wir das Camp, da die Etappe lang ist und wir nicht zu spät im dritten Hochlager (7480 m) ankommen wollen. Nachdem wir über eine Gletscherterrasse am Fuß der Steilflanke angekommen sind, wird der Schneehang immer steiler. Am Beginn der Fixseile lassen wir unsere Stöcke zurück und tauschen sie gegen den Pickel ein. Eine Serie von steilen Felsstufen und kurzen Eiscouloirs führt bis zum Ende der ersten Felsstufen. Mit unseren schweren Rucksäcken, die die gesamte Lagerausrüstung beinhalten, kommen wir ausgepumpt dort an. Das Schneefeld, das die beiden Felsstufen der Aufstiegsrampe voneinander trennt, schenkt uns eine kurze, weniger intensive Phase, ehe wir in den zweiten Felsriegel einsteigen. Schon früh hat heute das Schneetreiben eingesetzt, dazu gesellt sich ein Gewitter in der Entfernung. Gespannt beobachten wir, ob es sich möglicherweise annähert. Die letzten Meter über Felsplatten und -bänder gestalten sich zäh und bitter kalt. Der Wind hat deutlich aufgefrischt, im dichten Schneesturm erreichen wir den Sattel des Makalu La und legen eine letzte Querung über einen Schneehang bis zum Lagerplatz zurück. Zügig stellen wir unser kleines Zelt an einem geeigneten Platz auf und verziehen uns vollkommen ausgekühlt in unsere schützende Behausung. Nach und nach Treffen auch einige Bergsteiger der spanischen Gruppe ein, die Zelte der abgestiegenen Climbing Sherpas okkupieren. Spätnachmittags beruhigt sich das Wetter wieder etwas und gibt einen Blick auf die frisch verschneite Nordwand des Gipfels preis. Die Nacht wird bei sternenklarem Himmel bitterkalt, wir haben uns in voller Daunenbekleidung in unsere Schlafsäcke eingemummt.
Schon früh, um 6.00 Uhr, sendet die Sonne im nach Osten offenen Sattel des Makalu La gegen unser Zelt und erleichtert uns das Aufstehen. Nachdem der Rucksack gepackt und das Zelt abgebaut und deponiert ist, machen wir uns an den Abstieg. Was tags zuvor Stunde um Stunde andauerte, haben wir nun in einer raschen Abseilfahrt hinter uns gebracht. In lediglich zwei Stunden haben wir Lager 2 erreicht und nach einer kurzen Umziehpause geht es weiter abwärts zum Basislager. Unterwegs treffen wir Flo, der zum C2 aufsteigt, um sich ebenfalls eine Dosis Akklimatisation zu holen. Es geht ihm besser und die Krankheit scheint überwunden. In leichtem Schneetreiben erreichen wir das BC am frühen Nachmittag und werden mit Mirinda und Rara Noodlesoup empfangen. Damit haben wir unser Akklimatisationsprogramm abgeschlossen. Nun muss nur noch ein stabiles Wetterfenster für einen Gipfelversuch auftauchen, dann kann es losgehen. Die Wetterprognosen sehen zunächst allerdings nach allem anderen aus, in den nächsten zwei bis drei Tagen werden ergiebige Niederschläge erwartet. Wir werden sehen.

Sonntag, 4. – Dienstag 6.5.: Ruhetage im BC
Wie heißt es so schön, viele Köche verderben den Brei. Um der Verwirrung durch die vielen kursierenden Berichte und Gerüchte ums Wetter ein Ende zu setzen, bitten wir Charly Gabl in Innsbruck, etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Eigentlich wären wir so weit startklar für einen Gipfelversuch, nur das stabile Wetterfenster dafür fehlt noch. Sein Wetterbericht kündigt eine brauchbare Phase bis Donnerstag an, das Wochenende dann soll sehr stürmisch werden. Die nächste Woche beginnt mit moderaten Winden, wärmeren Temperaturen und trockenen Verhältnissen. Schnell ist uns klar, wir werden auf nächste Woche setzen. Flo und einige unserer spanischen Freunde nutzen die entstandene Wartezeit, um ihre Akklimatisation mit einer noch fehlenden Nacht im C3 (7480 m) aufzubessern. Ansonsten bleibt nur Lesen, Schreiben, Freunde besuchen und Kaffee trinken, um die Zeit zwischen den drei täglichen Mahlzeiten auszufüllen. Dieser Tagesrhytmus wird auch die folgenden Tage weiterbestimmen, bis ein neues Wetter-Update hoffentlich den Startschuss zum Aufbruch gibt.

Mittwoch 7. – Dienstag 13.5. Wartezeit im BC
Nach einer Phase starker Höhenwinde beginnt es diese Woche langsam etwas ruhiger zu werden. Windgeschwindigkeiten von über 120 km/h verhinderten in den vergangenen Tagen jeglichen Vorstoß über 6000 Meter. Nun aber zeigen die Wetterprognosen einen Silberstreifen am Horizont: Vom 16. bis zum 19. Mai soll ein Fenster mit wenig Wind und trockenen Bedingungen eine erste Gipfelchance eröffnen. Wir werden uns den günstigsten Gipfeltag dieser Phase auswählen und in den nächsten Tagen das Basislager verlassen, um mit dem Aufstieg zu beginnen. Es dürfte spannend werden, der starke Wind hat für veränderte Bedingungen am ganzen Berg gesorgt. Nach Rückkehr ins Basislager melden wir uns nächste Woche wieder. Endlich ist es so weit, drückt uns den Daumen!

Mittwoch 14. – Montag 19.5.: Gipfelversuch/-erfolg
Der Makalu schenkt uns wirklich nichts, auch dieses Mal nicht… bei unserem Gipfelversuch am 17.5. mussten wir auf 8250 m umdrehen, die Zeit lief uns davon. Aber eins nach dem anderen. Bei sehr stürmischen Winden erreichten wir am 15.5. unser C3 (7480 m) im Makalu La. Am nächsten Tag zogen wir weiter zum C4 (7600 m), in einem Kessel unterhalb des großen Hängegletschers. Während der Nacht tobte der Wind (60-80 km/h) unvermindert weiter, so dass wir unseren, für 2.00 Uhr geplanten Aufbruch nach hinten verschoben und letztendlich erst gegen 5.00 Uhr das Lager verließen. Bis dahin hatte der Wind erstmals so weit nachgelassen, dass ein Versuch denkbar erschien. Noch immer war es bitter kalt, doch schon bald entfaltete die Sonne ihre wärmende Kraft. Nachdem der Gletscherfuss hinter uns lag, querten wir den zerrissenen Hängegletscher und gelangten in den oberen Gletscherkessel. Am Einstieg des French Couloirs (8250 m) war uns Flo einige Zeit voraus und hatte sich mit dem Schweizer Mike Horn zusammengetan, um das Couloir und den anschließenden Gipfelgrat zu erklettern. Wie wir das Blatt auch drehten und wendeten, die Zeit erschien uns einfach zu knapp, um noch bei Helligkeit auf den Gipfel zu gelangen. Schweren Herzens beschlossen wir umzukehren, während Flo und Mike ihren Weg zum Gipfel zu Ende gingen und diesen gegen 16.00 – 17.00 Uhr erreichten. Trotz des sicheren Gefühls, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, stiegen wir mit dem bitteren Geschmack der Enttäuschung zum C4 ab. So knapp war es gewesen, zwei Stunden mehr Zeit, dann hätte es sicherlich auch für uns geklappt. Um 17.00 Uhr gelangten wir in aller Seelenruhe ins Lager zurück, um 21.00 bzw. 22.00 Uhr waren auch Flo und Mike wieder da. Erschöpft und mit schweren Beinen stiegen wir am nächsten Tag über den Makalu La ins Basislager ab, das wir am späten Nachmittag erreichten. Noch ist es etwas zu früh, um dies sagen zu können. Falls wir uns allerdings rasch regenerieren sollten, wollen wir gegen den 24.5. einen erneuten Gipfelversuch unternehmen. Für Flo ist allerdings schon jetzt die Geschichte gelaufen, wir gratulieren ihm herzlich zu dieser großartigen Leistung! Nach ein paar Ruhetagen im BC werden wir wissen, wie unsere Pläne aussehen. Wir berichten weiter, stay tuned!

Dienstag 20. – Montag 26.5.: Erneuter Gipfelversuch
Der Wetterbericht versprach uns fuer den 24.-26. Mai ein geeignetes Fenster fuer einen neuerlichen Gipfelversuch. Wir hatten uns in den drei Ruhetagen seit unserer Rueckkehr gut erholt und fuehlten uns fit fuer eine neue Runde. Auch viele andere Bergsteiger setzten ihre Hoffnung in dieses Wetterfenster. So wollten auch unsere spanischen Freunde endlich aufbrechen, die Gruppe von Himex, unser alter Freund Chris Warner mit seinen Kollegen, und einige andere. Taeglich wurden die Wettervorhersagen verglichen, ehe es dann am 25. losging. Bei schoenem aber windigem Wetter stiegen wir abermals zu C2 auf. Der Gletscher war in den vergangenen Tagen weier ausgeapert doch noch immer problemlos zu begehen. Nach einer stuermischen Nacht machten wir uns andernstags an die zaehe Etappe nach C3, nachdem wir die Sonne abgewartet hatten. Rasch war es so warm, dass wir Teile unserer Daunenmontur ablegen konnten. Der Aufstieg durch das kombinierte Gelaende der steilen Rampe war nach wie vor anstrengend und fordernd, doch wir waren, wie auch schon am Vortag, gut unterwegs und eine gute Stunde schneller, als bei unseren vorhergehenden Aufstiegen. Anscheinend hatte unser Fehlversuch zumindest das Gute an sich, dass sich unsere Hoehenanpassung weiter verbessert hatte. Im Makalu La angekommen, begruesste uns sogleich ein steifer Wind, so dass wir uns schnell daran machten, unser deponiertes Zelt aufzustellen und zu beziehen. Nachdem wir ausreichend Wasser geschmolzen und zu Abend gegessen hatten, verzogen wir uns schon bald in die Schlafsaecke.
Der naechste Morgen weckte uns mit stuermischem Wind und hoher Bewoelkung. Zu unserer Ueberraschung fing es schon bald darauf leicht zu schneien an. Nachdem sich das Wetter etwas beruhigt hatte, brachen wir mit unseren sieben Sachen zum letzten Hochlager, C4, auf. Auch den anderen Bergsteiern war die Verunsicherung durch das seltsame Wetter anzumerken. Dennoch begaben sich nach und nach alle in die Startbloecke fuer die Gipfeletappe. Die kurze Strecke war schnell zurueckgelegt und wir hatten den gesamten Resttag, um uns fuer den Gipfeltag vorzubereiten. Um 24.00 Uhr wollten wir aufbrechen, um etwas Abstand zu den groesseren Gruppen zu haben (21.00 und 22.00 Uhr) und nicht in den Stau an den Fixseilen zu geraten. Ausser uns und den Spaniern waren saemtliche Bergsteiger mit kuenstlichem Sauerstoff unterwegs und taten sich demenstprechend leichter, die kalten Temperaturen der Nachtsstunden zu ertragen. Als es schliesslich so weit war, strichen noch immer starke Windboen (ca. 60 km/h) um das Zelt herum. Doch denselben Fehler – zu spaet aufzubrechen – wollten wir nicht noch einmal begehen und machten uns trotz eines unguten Gefuehls auf den Weg. Schon bald wurde uns in den Fusshaengen zum grossen Serac zu kalt an den Haenden und wir mussten auf die dicken Expeditionsfaeustlinge umsteigen. Dazu konnten wir nur kurz anhalten, da es uns schlagartig auch an Fuessen und anderen Stellen zu kalt wurde. Rasch setzten wir unserern Weg fort und hatten schon bald darauf den Haengegletscher erreicht. Alix plagte schon seit Tagen wieder intensiver Hoehenhusten. So auch an diesem Tag, bei der extrem kalten und trockenen Luft auf ueber 7500 Metern. Nach einer starken Hustenattacke meinte Alix auf einmal: „Irgendetwas stimmt nicht, ich bekomme kaum mehr Luft!“. Auch nach ein paar Minuten hatte sich an dem Zustand wenig veraendert. Noch einmal versuchten wir, den Aufstieg weiter fortzusetzen, doch Alix‘ Sauerstoffaufnahmefaehigkeit hatte sich dramatisch verschlechtert und damit auch ihre Koerperwaerme. Sie drohte in die Hypothermie abzugleiten. Schlagartig war uns beiden klar: Das war das Ende! Noch vor Stunden waren wir so zuversichtlich, dieses Mal den Gipfel zu erreichen und nun das. Lange Zeit zu zaudern hatten wir nicht, dazu war es zu kalt. Also machten wir uns niedergeschlagen auf den Rueckweg zum Hochlager. Kurze Zeit spaeter begegneten wir unseren spanischen Freunden Richard und Eva, die kurz nach uns zum Gipfelangiff angetreten waren. Sie merkten uns deutlich die Enttaeuschung an – aber auch, dass etwas nicht stimmte. Eine halbe Stunde spaeter sollten auch sie wegen der grossen Kaelte umkehren. Zurueck im Zelt machten wir uns sofort daran, Alix gesundheitliche Situation zu verbessern und sie aufzuwaermen. Hatte ihre Sauerstoffsaettigung am Abend zuvor noch 78% betragen, lag sie nun bei 52%. Aller Wahrscheinlichkeit nach hatte sie eine Hoehenlungenoedem erlitten. Zum Glueck hatten wir alle Medikamente und Notfallsauerstoff zur Verfuegung, so dass wir sofort mit der Behandlung beginnen konnten.
Nachdem wir einige Stunden bis nach Sonnenaufgang abgewartet hatten, packten wir zusammen um so rasch wie moeglich in tiefere Lagen zu gelangen. In diesem Moment kehrten die ersten Gipfelgaenger mit kuenstlichem Sauerstoff ins Lager zurueck. Die gesamte Gruppe von Russel Bryce hatte den Gipfel nach 7-8 Gehstunden erreichen koennen. Das war beinahe die Haelfte von der starken Aufstiegszeit von Florian vom 17.5. Kein einziger Bergsteiger hatte an diesem Tag dagegen den Gipfel ohne die Zuhilfenahme von kuenstlichem Sauerstoff erreichen koennen. Kuenstlicher Sauerstoff reduziert nicht nur die Hoehe um ca. 1500 Meter und macht dadurch leistungsfaehiger sondern sorgt auch fuer mehr Waerme im Koerper. Zusammen machten wir uns an den Abstieg ueber den Makalu La in Richtung C2. Schon bald war uns klar, ohne Sauerstoff wuerde Alix nicht weit kommen. Zu schnell hatte sich ihr gesundheitlicher Zustand und ihre Leistungsfaehigkeit verschlechtert. Mit einer Flasche Sauerstoff, auf 4 l/min aufgedreht, versehen, konnte sie nun aus erster Hand den Unterschied kennenlernen. Der Unterschied war unleugenbar, der Sauerstoff gab ihr die noetige Kraft, die schwierige Etappe zu C2 sicher zu bewaeltigen. Doch da war unser Weg noch nicht zu Ende. Noch weiter, ganz bis ins BC wollten wir an diesem Tag absteigen, um das Lungenoedem ganz aus dem Spiel nehmen zu koennen. Flo kam uns vom Basislager aus entgegen und nahm uns Gepaeck ab. Gegen 17.00 Uhr erreichten wir das zweite Hochlager und stiegen nach einer kurzen Ruhepause weiter ab. Bei Anbruch der Dunkelheit erreichten wir den Steigeisenplatz und liessen einiges Gepaeck zureuck, um es am folgenden Tag zu bergen. Am Ende unserer Kraefte erreihten wir schliesslich gegen 22.00 Uhr das Basislager, wo wir bereits sehnsuechtig erwartet wurden. Eine gruendliche Kontrolle des Basislagerarztes Jo ergab, dass sich Alix nicht nur ein Hoehenlungenoedem zugezogen hatte sondern gleichzeitig an einer Lungenentzuendung litt. Kein Wunder, dass sie keine Luft mehr bekommen hatte! Trotz der Enttaeuschung um das jaehe Ende waren wir Gott froh, wieder sicher im Basislager zu sein und alle Mittel fuer eine sichere Behandlung zu haben. Der Abstieg war eine wahre Odysee gewesen, die nun ihr Ende gefunden hatte.

Dienstag 27. – Donnerstag 29.5.: Abreise aus dem BC
Nachdem wir uns von der Tortur des Abstiegs etwas erholt hatten, war schon bald klar, dass wir versuchen mussten, unsere Aufenthaltshoehe weiter zu reduzieren. Trotz entsprechender Behandlung verschlechterte sich Alix‘ Gesundheitszustand weiter. Das Oedem hatten wir zwar gut in den Griff bekommen, doch die Pneumonie wollte bei der grossen Hoehe einfach nicht weiter abklingen. Das Problem war nur das anhaltend schlechte Wetter, das zuletzt fuer mehr als einen Meter Neuschnee sorgte. Der Weg nach unten war nicht nur durch den vielen Schnee zwischen dem groben Blockwerk versperrt sondern auch durch die Lawinengefahr, die mittlerweile in den steilen Fussflanken der Makalu Suedseite herrschte.
Als es am Mittag des 28. urploetzlich aufklarte, erfasste das gesamte Basislager ein panischer Ruck. Alle Bergsteiger wollten die Chance nutzen und die Mausefalle per Helikopter verlassen. Dennoch war unheimlich viel Solidaritaet mit im Spiel: Selbstlos ueberliessen zahlreiche Passagiere ihre Sitze kranken und verletzten Kameraden und reihten sich hinten in der Warteliste wieder ein. Hubschrauber um Hubschrauber flog die kleine Plattform im Basislager an und shuttlete jeweils 2-3 Passagiere nach Pheriche/Solu Khumbu und weiter nach Lukla. Der Flug war so spannend wie ein Krimi, da staendig ueberschiessende Quellbewoelkung drohte, alles zu beenden. Gegen 17.00 Uhr kamen wir zu unserer grossen Ueberrasschung dennoch sicher in Lukla, 2850 m, an. Gleich nach der Landung machten wir uns zur Klinik ueber dem Ort auf und begaben Alix dort in Behandlung. Am naechsten Tag sollten wir weiter nach Kathmandu fliegen, alles war bereits organisiert. Damit fand ein ploetzlich entstandenes Abenteuer, das keiner haben wollte, ein gutes Ende. Aber so ist es nun mal beim Hoehenbergsteigen. Nicht alles ist bis zum Schluss kalkulierbar – aber das macht es zu dem, was es ist. Der Makalu hat uns ein weiteres Mal seine kalte Schulter gezeigt. Der Berg ist wie eine kuehle Sirene – erst lockt sie, dann will sie einen verderben und nicht mehr gehen lassen. Trotzdem ist sie schoen und anmutig. Wie sagt man so schoen – aller guten Dinge sind drei!? Das dritte Mal kann aber noch ein gutes Weilchen warten ..
Wir moechten uns in erster Linie bei unseren Partnern & Sponsoren Marmot, Globetrotter Ausruestung, Lowa, Dynafit, Deuter, Adidas Eyewear, Leki, K2 Skis, Ortovox, Lyofood und Garmin bedanken, dass sie uns dieses Abenteuer ueberhaupt ermoeglicht haben, als auch bei unserem Freund Florian Huebschenberger fuer die grossartige Kameradschaft und Hilfe am Berg, wie vielen anderen selbstlosen Bergsteigern, die durch ihr Zurueckstehen und ihre Unterstuetzung einen rechtzeitigen Transport in die Sicherheit gewaehrleistet haben! Ein herzliches Dankeschoen auch an Alix‘ Bruder Philip, der nun schon seit einigen Jahren waehrend unseres Unterwegsseins unsere Webseite pflegt!

Danke an Euch alle fuer Euer Mitfiebern und Daumendruecken – Pfiat Eich und bis zum naechsten Mal!

Herzlichst,

Alix & Luis