Makalu 2010

Der Makalu ist mit 8463 m der fünfthöchste Berg unserer Erde. Sein Name stammt aus dem Sanskrit und bedeutet auf Deutsch „der große Schwarze“ (Maha Kala). Er befindet sich 27° 53′ 3″ N, 87° 5′ 20″ O, nur 22 Kilometer Luftlinie trennen ihn vom höchsten Berg der Welt, dem 8850 Meter hohen Mount Everest, der weiter östlich im Solu Khumbu gelegen ist. Der Makalu selbst liegt in Mitten der 1992 gegründeten „Makalu-Barun National Park and Conservation Area“, eines 2330 Quadratmeilen umfassenden Gebiets, das an den weiter westlich gelegenen Sagarmatha Nationalpark Nepals und Tibets „Qomolangma Natural Reserve“ im Norden anschließt.

Galerie

Historie

Nach ersten Erkundungen ab dem Jahre 1921 gelang die Erstbesteigung des Makalu 1955 einer französische Expedition unter Leitung von Jean Franco, alle Expeditionsteilnehmer, Jaen Couzy, Lionel Terray, Jean Franco, Guido Magnone, Gyaltsen Norbu, Jean Bouvier, Serge Coupé, Pierre Leroux und André Vialatte errreichen zwischen 15. und 17. Mai den Gipfel mit künstlichem Sauerstoff. Die erste sauerstofffreie Besteigung des Makalu gelang dem jugoslawischen Bergsteiger Marjan Manfreda 1975 während einer Expedition durch die Südwestwand des Berges. 1986 versuchte Hans Kammerlander eine Skibefahrung des Berges, dies gelang ihm jedoch nur von einer Höhe von 7500 m aus.

Unter himalaya-info.org findet sich eine gute Zusammenfassung der gesamten Besteigungsgeschichte.

Route

Nach dem Aufstieg vom historischen „Hillary Basecamp“ (4850 m)  ins Advanced Basecamp (ABC) auf ca. 5650 m, wird die Route in Angriff genommen. Drei Hochlager und viele Meter Fixseil müssen in den folgenden Wochen eingerichtet werden. In ständigem Auf-und Ab mit dazwischen liegenden Ruhetagen im Basislager werden die Lasten nach oben gebracht und steilere Passagen versichert. Über eine grobblockige Mittelmoräne und felsiges Steilgelände mit einigen kurzen Kletterpassagen (UIAA II) wird die Gletscherzunge und der Steigeisenplatz („Crampon Point“), ca. 5.900 m, erreicht, an dem die Hochtourenausrüstung deponiert werden kann. Ab hier wird die flache Gletscherzunge betreten und mit einer kurzen Aufsteilung (danach Achtung auf Spalten und Eisschlag von links!) bis an den Beginn einer Steilwand (ca. 200 Hm) verfolgt. Bambusstangen bzw. Markierungsfähnchen weisen den Weg. Somit ist ein sicheres Begehen des Gletschers auch bei schlechtem Wetter möglich. Mit Fixseilen ist die Steilstufe schnell überwunden, das anschließende flache Gletscherplateau links bietet die erste Gelegenheit für Camp 1 (6.300 m), das aber auch nach einer anschließenden kurzen Gletscherstufe rechts (ca. 6.400 m) errichtet werden kann (ca. 5-6 h Aufstieg). Der Weiterweg führt nun durch einen Eisbruch. Immer wieder schlängelt sich die Route an Eistürmen und großen Spalten vorbei, ein Großteil dieses Routenabschnitts muss mit Fixseilen versichert werden. Auf einer Gletscherterrasse wird auf ca. 6.650 m Camp 2 eingerichtet (ca. 3-4 h Aufstieg). Nach einer langgezogenen Rechtsquerung steilt sich das Gelände am Fuß des Makalu La beträchtlich auf. Unschwierig, aber bereits anstrengend, werden steile Schnee- und Eisfelder bis zum Ansatz der Felsrampe am orografisch linken Rand des großen Eiscouloirs verfolgt. Steiles kombiniertes Gelände vermittelt den kräftezehrenden Weiterweg bis zum Pfeilerkopf. Etwas flacheres Gelände bietet über eine weite Schneeflanke (ca. 300 Hm) eine kurze Verschnaufpause, ehe kombiniertes Steilgelände und Bänder wieder anstrengend bis zur scharfen Abbruchkante des Makalu La, 7.400 m, hinaufführen. Ein kurzes Stück weiter wird Camp 3 auf ca. 7.450 m in relativ ebenem Gelände im Schnee eingegraben (ca. 8 h Aufstieg). Eine lange Querung führt mit geringem Höhengewinn rechterhand die Hangflanke empor. Über einen kurzen Felsriegel (Fixseile) wird ein Kessel erreicht, an dessen (in Aufstiegsrichtung) linken Begrenzungsfelsen in den letzten Jahren das letzte Hochlager, Camp 4, ca. 7.600 m, errichtet wurde. Zeltplattformen können im schneebedeckten Geröll gut errichtet werden. Darüber setzt eine Steilflanke (oft Blankeis) an, die nach etwa 300 Höhenmetern in einen zerrissenen Hängegletscher übergeht. In manchen Jahren konnte hier, noch etwas höher, unter einem Serac (7.800 m), das letzte Camp errichtet werden, doch 2014 war dieser Eisnollen nicht mehr vorhanden. Nach der Querung des Hängegletschers leiten auf der gegenüberliegenden Seite Schneeflanken – Aufschwünge, die sich mit Flachstücken abwechseln – linkshaltend durch verspaltetes Gelände höher, bis zum Ansatz des French Couloirs auf bereits ca. 8.250 m Höhe. Nun folgt man dem Couloir durch steiles Firneis, später zunehmend felsiges und anspruchsvolles Gelände bis zur Schulter des langgezogenen Gipfelgrates (ca. 8.400 m) höher. Die Hauptschwierigkeiten sind nun vorbei, doch noch einmal ist auf dem exponierten Schneegrat die volle Konzentration gefordert. Gerade die letzte Passage, vom Felshorn des „False Summit“ bis zum tatsächlichen Gipfel, hat es noch einmal in sich (ca. 10-12 h Aufstieg). Dann aber ist der höchste Punkt erreicht und die Aussicht – hoffentlich bei schönstem Wetter – reicht vom Mount Everest bis zum Kanchenjunga.

Ablauf

Misserfolg am „Großen Schwarzen“

Expeditionstagebuch

Die Sachen sind gepackt – vom 22.03.10

684 kg – soviel wiegt die Vorfracht, die per Aircargo nach Nepal verschickt wird, für 11 Bergsteiger – 4 Frauen und 7 Männer aus Deutschland und Südtirol. Zelte, Firnanker, Seile, Karabiner… und viele, viele Nahrungsmittel. Alles wurde heute in 32 Seesäcke, Kisten und Tonnen gepackt und auf den Weg zum Flughafen München Franz-Josef-Strauß gebracht und wird im Laufe der Woche in Kathmandu eintreffen. Das gesamte Team folgt erst am 31. März in die nepalische Hauptstadt nach – noch eine Woche Schonzeit für die letzten Vorbereitungen…

Abflug nach Kathmandu – vom 01.04.10

Nun ist es endlich so weit, nach unserer Vorfracht verlassen auch wir am 31. März die Heimat und machen uns auf den Weg nach Kathmandu, Nepal. Jürgen, Helga, Joe und Christoph kommen in einem bis unter die Dachkante vollgeladenen VW-Bus aus Stuttgart über Neu-Ulm nach München, die beiden Südtiroler Arthur und Klaus werden von Arthurs Frau gebracht, Steffi, Jo werden von der Familie von Hausham an den Flughafen kutschiert. Alix und Luis haben es aus Höhenkirchen am kürzesten – und daher kommen sie auch als letztes an. Nun fehlt nur noch Anja, die von Frankfurt aus direkt nach Abu Dhabi fliegt und die wir dort erst treffen werden. Am Check In zeigt sich, ob die minutiöse Packarbeit zu Hause von Nutzen war, bei manchem ist in den Jackentaschen mehr untergebracht als in dem Businesskoffer des arabischen Geschäftsmannes, der neben uns eincheckt. Um jedes Gramm Gewichtsersparnis wird gefeilscht, mit gespielter Leichtigkeit wird das kleine aber beinschwere Handgepäck geschultert, um nur keine Aufmerksamkeit zu erregen. 33… 34 kg – die Dame am Schalter moniert, aber erhebt keine Übergepäcksgebühr. „Na, das wenn man gewusst hätte, dann hätte ich ja doch nicht die schweren Schuhe anziehen müssen…. “ – nur nichts übertreiben. Es ist viel los am Flughafen heute, kein Wunder, die Osterfeiertage stehen vor der Tür. Die Zeit vergeht schnell, 23.20 Uhr hebt die Maschine von Etihad Airways ab und befördert uns in den pechschwarzen Nachthimmel. Ein etwas unruhiger aber ansonsten angenehmer Flug lässt uns 6 Stunden und einen Kalendertag später in den Vereinigten Arabischen Emiraten, in deren Hauptstadt Abu Dhabi am frühen Morgen ankommen. Nun stehen uns einige Stunden im Transit bevor. Die kleinräumige Duty Free Oase ist schnell erkundet, so bleibt nur, sich in die Lounge zu verziehen oder sich irgendwo anders am Flughafen zu langweilen. Zum Glück gibt es freies Internet, so finden wenigstens diese Zeilen ihren Weg ins Tagebuch. Um 13.45 Uhr geht es weiter nach Kathmandu, wo wir um ca. 19.45 Uhr Ortszeit ankommen werden. Nach der Fahrt ins Hotel und dem Abendessen, wird heute ausser einem „Everest Bier“ nicht mehr viel geboten sein.

Ankunft in Nepal – vom 02.04.10

Pünktlich um 19.45 Uhr landen wir am 1. April in der nepalischen Hauptstadt Nepal am Tribuvan International Airport, nachdem wir nach einigen Stunden Zwischenaufenthalt in Abu Dhabi dort um 13.40 Uhr gestartet waren. Alles Gepäck ist angekommen, die erste Hürde auf dem langen Weg zum Makalu ist überwunden. Nach einem späten Abendessen im Hotel Yak & Yeti und einem ersten „Everst Beer“ lassen wir uns erschöpft in die Betten fallen. Anderntags treffen wir uns um 7.30 Uhr zum Frühstück am üppigen Buffet schon wieder. Während vormittags alle auf einen kurzen Sightseeing-Ausflug zum Kennenlernen durch die Stadt aufbrechen, besucht Luis als Expeditionsleiter das obligatorische Expeditions-Briefing beim Tourismusministerium und klärt anschließend noch einige Details mit der Trekkingagentur. Alle Vorbereitungen sind abgeschlossen, das Gepäck der Vorfracht wurde bereits von Kathmandu nach Tumlingtar – dem Ausgangsort des Trekkings zum Makalu Basislager – vorausgesandt und erwartet uns dort. Das Wetter ist sonnig und schön, die Temperaturen liegen bei angenehmen 25-30° C, so ist der Bummel durch Bodnath (die bedeutendste buddhistische Stupa), Pashupatinath (das Hindu-Heiligtum) und Thamel (das touristische Zentrum der Stadt) ein Vergnügen. Abends werden wir von unseren nepalischen Freunden zu einem Willkommensessen im idyllischen Gartenrestaurant Dechenling Garden am Ortsrand von Thamel eingeladen. So sind alle guter Dinge und wir sehen dem nächsten Tag wird mit Vorfreude entgegen. Er wird uns auf einem kurzen Inlandflug nach Tumlingtar führen. Mit Jeeps geht es von dort aus weiter bis ans Ende der Piste im kleinen Ort Chichila, wo unser erstes Zeltlager auf dem zehntägigen Trekking ins Makalu BC stehen wird. Ob wir auf dem Trekking die Möglichkeit haben werden, Einträge im Tagebuch vornehmen zu können wird sich noch zeigen müssen, dies hängt im Wesentlichen vom Tagesablauf und der Energiesituation der dafür notwendigen  technischen Ausrüstung (Satellitenmodem, PC, etc.) ab. Wir melden uns bei nächster sich bietender Gelegenheit mit Neuigkeiten zurück!

Ankunft in Nepal – vom 02.04.10

Pünktlich um 19.45 Uhr landen wir am 1. April in der nepalischen Hauptstadt Nepal am Tribuvan International Airport, nachdem wir nach einigen Stunden Zwischenaufenthalt in Abu Dhabi dort um 13.40 Uhr gestartet waren. Alles Gepäck ist angekommen, die erste Hürde auf dem langen Weg zum Makalu ist überwunden. Nach einem späten Abendessen im Hotel Yak & Yeti und einem ersten „Everst Beer“ lassen wir uns erschöpft in die Betten fallen. Anderntags treffen wir uns um 7.30 Uhr zum Frühstück am üppigen Buffet schon wieder. Während vormittags alle auf einen kurzen Sightseeing-Ausflug zum Kennenlernen durch die Stadt aufbrechen, besucht Luis als Expeditionsleiter das obligatorische Expeditions-Briefing beim Tourismusministerium und klärt anschließend noch einige Details mit der Trekkingagentur. Alle Vorbereitungen sind abgeschlossen, das Gepäck der Vorfracht wurde bereits von Kathmandu nach Tumlingtar – dem Ausgangsort des Trekkings zum Makalu Basislager – vorausgesandt und erwartet uns dort. Das Wetter ist sonnig und schön, die Temperaturen liegen bei angenehmen 25-30° C, so ist der Bummel durch Bodnath (die bedeutendste buddhistische Stupa), Pashupatinath (das Hindu-Heiligtum) und Thamel (das touristische Zentrum der Stadt) ein Vergnügen. Abends werden wir von unseren nepalischen Freunden zu einem Willkommensessen im idyllischen Gartenrestaurant Dechenling Garden am Ortsrand von Thamel eingeladen. So sind alle guter Dinge und wir sehen dem nächsten Tag wird mit Vorfreude entgegen. Er wird uns auf einem kurzen Inlandflug nach Tumlingtar führen. Mit Jeeps geht es von dort aus weiter bis ans Ende der Piste im kleinen Ort Chichila, wo unser erstes Zeltlager auf dem zehntägigen Trekking ins Makalu BC stehen wird. Ob wir auf dem Trekking die Möglichkeit haben werden, Einträge im Tagebuch vornehmen zu können wird sich noch zeigen müssen, dies hängt im Wesentlichen vom Tagesablauf und der Energiesituation der dafür notwendigen  technischen Ausrüstung (Satellitenmodem, PC, etc.) ab. Wir melden uns bei nächster sich bietender Gelegenheit mit Neuigkeiten zurück!

Tumlingtar, Chichila – vom 03.04.10

Um 9.30 Uhr werden wir vom Hotel mit dem Bus abgeholt, alles Gepäck geht mit an Bord. Das Einchecken verläuft im üblichen Chaos des Inlands-Flughafen reibungslos, eine knappe Stunde später sitzen wir in der Abflughalle und warten auf unsere Maschine nach Tumlingtar. Doch die will nicht kommen. Die meisten Morgenflüge haben sich aufgrund des diesigen Wetters verzögert und so gibt es einigen Rückstau. Eine Stunde, zwei Stunden vergehen, dann wird endlich unser Flug aufgerufen. In aller Eile besteigen wir das kleine zweimotorige Flugzeug, schnallen uns an und auf geht´s! Nach 35 Minuten Flugzeit durch Wolkenfetzen landen wir auf der ungeteerten Piste von Tumlingtar, laden unser Gepäck aus und marschieren zum Makalu Hotel im Zentrum des kleinen Ortes. Nach einer kurzen Mittagspause besteigen wir drei Geländewagen, die uns über eine staubige, holperige Straße weiter nach Kandhbari und Chichila, 1955 m, bringen sollen. Bei Einbruch der Dunkelheit kommen wir nach zwei Stunden Fahrtzeit durchgerüttelt und staubbedeckt in dem kleinen Ort auf einem Hügelrücken an und bauen unsere Zelte ein erstes von vielen weiteren Malen auf. Hier treffen wir auch den Rest unserer Begleitmannschaft – außer unserem Sirdhar Nima und unserem Climbing Sherpa Singi, die uns bereits von Kathmandu aus begleitet haben, sind das der zweite Climbing Sherpa Nima, der Koch Gopal, der Service Sherpa Shandra und der Hilfskoch Manus sowie ungefähr 90 Träger für den bevorstehenden zehntägigen Trekkinganmarsch zum Basislager. Das Abendessen wird uns im Messzelt serviert, danach sinken wir müde in die Kissen.

Num – vom 04.04.10

Nach frühem Aufstehen und einem schmackhaften Frühstück aus der Trekkingküche (auch ein paar Ostereier haben es dank Steffi bis hierher geschafft) bei strahlendem Sonnenschein im Freien werden die Traglasten für die Träger verteilt. Danach geben wir auch die zehn Seesäcke mit gespendeter Bekleidung (private Spenden der Expeditionsteilnehmer) und ca. 50 Paar Schuhe und Bergstiefel (Spende der Firma Hanwag) aus. Die Träger freuen sich über das unerwartete Geschenk sehr, die Verteilung verläuft „sportlich“ doch ohne Streit oder Handgemenge. Kurz vor 10.00 Uhr sind wir dann endlich so weit, dass wir die erste Trekkingetappe antreten können. Über die Staubstraße, die sich noch etwas weiter den Hügelkamm hinauf windet, geht es ungefähr zwei Kilometer weiter, bis ein großer Bagger den Weg versperrt. Die Straße soll dieses Jahr noch 20 weitere Kilometer bis zu einem gewaltigen Staudammprojekt, das die nepalische Regierung plant, ausgebaut werden. Knapp oberhalb der Lage von Num soll der Fluß Arun zu einem See aufgestaut werden und hydroelektrische Energie für Nepal liefern. Noch ist es aber nicht so weit und wir folgen über einen breiten Fußweg, der dem Hügelkamm entlang läuft, weiter durch Nadelwald und Kulturland. Kleine Dörfer oder Häusergruppen säumen den Weg, die Bewohner sind neugierig und freundlich. Es ist ungewohnt warm – schließlich kommen wir ja aus dem Winter – in der Sonne sogar ausgesprochen heiß, dass uns der Schweiß von der Stirn rinnt. Ein laues Lüftchen und leichte Bekleidung verschaffen angenehme Kühlung. Ganz am Ende der Hügelkette liegt der kleine Weiler Num, 1540 m, idyllisch auf einer Rodungsinsel mit freiem Blick auf das Aruntal und die umgebenden Bergketten. Im Innenhof einer kleinen Lodge schlagen wir nach insgesamt fünf Gehstunden unsere Zelte auf. Den verbleibenden Nachmittag erkunden wir das Dorf und sehen dem Volleyballmatch von der Veranda unserer Lodge zu, das auf dem Dorfplatz ausgetragen wird, dazu trinken wir ein gemütliches Bier und lassen den Abend kommen.

Seduwa – vom 05.04.10

Ein steiler Abstieg führt uns durch Felder, Reisterrassen und Dschungel bis zum Arun- Fluss und eine Höhe von 750 m hinunter. Eine weite Hängebrücke überspannt den breiten Fluss und wir gelangen trockenen Fußes auf die gegenüberliegende Seite. Der Arun entspringt dem Lumbusamba Himal an der Grenze zu Tibet und mündet in den Indischen Ozean, das Aruntal selbst ist meist eine tief eingeschnittene, unzugängliche Gebirgsschlucht. Nicht minder steil bietet sich der Gegenaufstieg dar, in vielen Serpentinen schlängelt sich der schmale Pfad durch den dichten Wald hinauf und verbindet die vereinzelten Rodungsinseln und Häuser miteinander. An die vielen Träger, die mit uns und um uns herum den Weg zurücklegen, müssen wir uns erst noch gewöhnen. Dadurch, dass ein jeder Träger unterschiedlich aufbricht, ist die Kolonne aber bereits nach der ersten halben Stunde so aufgelockert, dass man nur immer wieder auf einzelne Kleingruppen trifft – keine Staus, kein Geschrei. Wiederum am Hügelkamm angelangt, erwartet uns das kleine Dorf Seduwa, 1600 m, nach insgesamt vier Gehstunden mit einem idyllischen Lagerplatz auf einer Wiesenterrasse, die freien Blick auf die Gegenseite und unser gestriges Etappenziel Num bietet. So verbringen wir den restlichen Nachmittag damit, genüsslich in der Sonne zu liegen, zu schauen und genießen, ehe die Dämmerung ( in Nepal wird es in dieser Jahreszeit gegen 18.30 Uhr dunkel) einbricht.

Tashigaon – vom 06.04.10

Die morgendliche Routine bleibt dieselbe während des gesamten Trekkings: 6.00 Uhr Wecken, Sachen zusammenpacken, Zelt abbauen, Gepäck zum Sammelplatz bringen, 7.00 Uhr Frühstücken, 8.00 Uhr Abmarsch. Dies ändert sich auch heute nicht und so sind wir kurz nach Acht auf dem Weg durch üppige Terrassenfelder, auf denen junge Kartoffel- und Maispflänzchen sprießen oder hoch stehendes Wintergetreide gedeiht, gesäumt von Urwald auf der Linken und den Steilflanken der Arun- Schlucht auf der Rechten. Der Weg quert die Hügelflanken und steigt nur allmählich von Alm zu Alm an. Nach vier Stunden Gehzeit erreichen wir Tashigaon, 2180 m, die letzte dauerhaft bewohnte Siedlung im Arun- Tal. Hier gibt es noch einige kleine Shops, ja sogar einen Hubschrauberlandeplatz und ein Nationalpark- „Visitor Center“. Der Makalu- Barun National Park and Conservation Area wurde 1992 als achter Nationalpark Nepals gegründet. Er umfasst 2330 Quadratmeilen und grenzt an den westlich davon gelegenen Sagarmatha Nationalpark Nepals und Tibet´s Qomolongma Natural Reserve im Norden an. Viele mittlerweile selten gewordene Pflanzen- und Tierspezies finden hier noch ein Refugium, wie der Himalayan Tarh, der Bär oder der Schneeleopard. Wieder schlagen wir unsere Zelte auf grünen Wiesenterrassen mit einem faszinierenden Blick hinab ins Tal auf.

Kauma La – vom 07.04.10

Steil führt uns der Weg schon am frühen Morgen durch den Urwald hinauf zu den über uns aufragenden Hügelkuppen, 1300 Höhenmeter gilt es heute bis zu unserem Etappenziel zurückzulegen. Der Wald, ein grünes Meer –  doch immer mehr nimmt der Rhododendron zu, so dass sich zunehmend Rot und Rosa in die grünen Wogen mischen. Nach kurzweiligen fünf Gehstunden kommen wir schließlich auf den Almhochflächen von Kauma La, 3625 m, an und genießen den Tiefblick ins diesige Tal. Unsere Zelte finden neben einer kleinen, blau gestrichenen Lodge Platz. Auf dieser Loge genießen wir das letzte Abendlicht, ehe es Zeit zum Abendessen und zu Bett gehen ist. Bislang geht es uns allen gut, bis auf ein paar Mückenstiche und die eine oder andere Blase an den Füssen sind keinerlei Blessuren zu beklagen.

Dobato – vom 08.04.10

Heute geht es über die Pässe, die beschwerlichste Etappe des Anmarschweges. Aber auch ein landschaftliches Highlight. Von Kauma La geht es durch dichten Urwald steil in kurzen Serpentinen die erste Erhebung hinauf. Von dort offenbart sich uns ein sensationeller Blick hin zu Chamlang, 7290 m, im Westen über Peak 6, 6809 m, und Peak 7, 6185 m, bis hin zum Makalu, 8485 m, im Norden. Leider verbirgt sich der Kanchenjunga, 8586 m, im Osten hinter einem dichten Wolkenvorhang. Ein langer Kammverlauf führt in ständigen Auf und Ab durch Zwergrhododendron und Wacholdergestrüpp zu einem ersten kleinen See, dessen Oberfläche noch komplett von Eis bedeckt ist. Immer wieder wandert der Blick zum in der Ferne stolz und hoch aufragenden Makalu. Altschneereste bedecken zuweilen den Weg, doch deren Oberfläche  ist hart gefroren und wir brechen kaum ein. Ein weiterer kurzer aber steiler Anstieg und wir befinden uns auf der Passhöhe des Shipton La, 4270 m. Eine hübsche, mit Gebetsfahnen verzierte Manimauer markiert den höchsten Punkt. Auf der anderen Seite steigen wir über eine langgezogene Querung und viel Schneereste zum großen See, dem „Chulu Pokhari“, ab. Dort empfängt uns unsere Lagerküche mit heißer Suppe und einem stärkenden Lunch aus Kartoffeln, Käse, Kräckern und Kohlsalat. Nach eineinhalb Stunden machen wir uns auf den Weiterweg. Leider ist der Himmel mittlerweile wolkenverhangen, tiefe Bewölkung zieht über die Pässe hinweg und der eine oder andere Tropfen fällt. Einen letzten Pass, 4200 m, müssen wir noch überwinden, dann geht es nur noch hinab. Durch eine Rinne, in der der dicht wachsende Rhododendron gerodet ist, steigen wir bis zu einer kleinen Rodungsinsel, „Dobato Meadow“, 3850 m, ab und schlagen dort unser Lager auf. Hier befinden sich ein, zwei Teehäuser, in denen die Träger Quartier und Kochstelle finden. Nebelnässen und feuchtkalte Witterung lässt uns nach dem Abendessen bald in den Zelten verschwinden.

Yangle Kharka – vom 09.04.10

Das Wetter hat über Nacht wieder aufgeklart und ein strahlender Tag erwartet uns. Eine langgezogene Querung über der tief eingeschnittenen Schlucht des Barun- Flusses, in die wir nun absteigen, ist üppig mit blühendem Rhododendron und Lichtnelken geschmückt. Als bald führt ein steiler Abstieg über eine Rinne durch tiefen Urwald bis zum Wasser. Am Barun entlang steigen wir entlang des Ufers wieder auf. Eine steinschlaggefährdete Passage mit steil über uns aufragenden Flanken aus Flusssediment legen wir schnell zurück, dann geht es gemütlich über grüne Wiesen und lichten Baumbestand nach Yangle Kharka, 3650 m, eine hübsche Alm auf weitläufigen grünen Wiesen. Vor einer noch recht neuen, einfachen Lodge stellen wir unsere Zelte auf den weichen Wiesen auf und setzen uns davor in die Sonne. Dieses Trekking gefällt uns bislang hervorragend, viel abwechslungsreiche Landschaft, wenig berührte Natur und kaum Menschen. Auf dem gesamten Trekking sind uns bislang ganze 5 Touristen begegnet. Zu Abend gegessen wird im ersten Stock der Lodge, in dem roh verarbeiteten Holz kommt unter Kerzenbeleuchtung richtige „Alm- Stimmung“ auf.

Langmale – vom 10.04.10

Nach dem Frühstück marschieren wir zunächst über grüne Wiesen eben das Tal entlang, bevor der Weg an einer Engstelle in die Seitenflanke ausweicht. Durch dichten Wald erreichen wir etwas höher wieder ausgedehntes Almgelände. Links und rechts des Tales wachsen nun die Berge in die Höhe, Peak 6 und 7 ragen nun unmittelbar vor uns empor. Nach einem letzten, etwas steileren Anstieg erreichen wir die kleine Alm Langmale, 4440 m. Dort befinden sich einige Hütten, in denen die Träger Unterkunft finden. Wir selbst zelten vor der Alm, dem „Makalu Yak Hotel“, wie es auf der geschnitzten Holztafel vor dem Haus geschrieben steht. Ein kurzer Akklimatisationsspaziergang am Nachmittag führt uns den Hügel über der Alm hinauf, von dem man einen wunderbaren Blick auf den Weiterweg und die Talverzweigung bei Sherson, 4700 m, hat. Dichte Wolken drücken das Tal hinauf, im Vorland ragen bereits Gewittertürme in die Höhe. Am späten Nachmittag schließt uns der Nebel ein, doch im oberen Stockwerk der Alm, in der wir das Abendessen zu uns nehmen, sind wir gut geschützt. Dennoch haben wir mit unserem eigenen „Nebel“ zu kämpfen, der Rauch der durch das kaminlose Gebäude (diese Bauart ist bei den Almhütten in Nepal üblich, der durchs Dach abziehende Rauch imprägniert und versiegelt dabei das Dach) reizt unsere Augen und Atemwege, so dass wir nach dem Essen schleunigst das Weite suchen und es lieber wieder mit dem feuchteren, doch gesünderen Nebel draußen vor unseren Zelten aufnehmen.

Makalu Basecamp – vom 11.04.10

Leider haben wir Probleme mit unserer BGAN-Breitbandverbindung, aus dem eng eingeschnittenen Tal bekommen wir keinerlei Signal. So sind wir darauf angewiesen, das Tagebuch über das Modem des Sattelefons weiterzuführen. Dies bedeutet leider auch, dass wir nicht so viele und keine all zu großen Bilder ins Netz stellen können. Die nachmittägliche Bewölkung hat sich, wie üblich, über Nacht wieder aufgelöst und ein wolkenloser Morgen begrüßt uns. Trotz der mittlerweile großen Schlafhöhe leidet zum Glück niemand an Beschwerden. Aber der Verlauf des Trekkings ist unter akklimatisations-technischen Gesichtspunkten betrachtet auch wirklich optimal. Das Frühstück lassen wir uns im Freien schmecken, bei strahlendem Sonnenschein sowieso viel schöner, als wie die Heringe in der Kammer zu räuchern. Nach einer lang gezogenen Querung an der Hügelflanke entlang, steigen wir zum Barun hinab und folgen dem Flussbett das Tal höher. Die Gabelung des Tales bei Sherson, 4700 m, ist sensationell, wir sind von hohen Bergen umringt: Wieder Peak 6 und 7 zur Linken, vor uns der Chamlang, 7290 m, rechter Hand kommt nun auch der Makalu zum Vorschein. Je weiter wir um die Ecke wandern, umso mehr wird von der majestätischen Südwestwand sichtbar. Über 3600 Meter – zweimal die Eiger Nordwand übereinander gestellt – ragt diese dunkle Mauer vor uns auf. Über dicht mit Gras bewachsene Moränenkämme bewegen wir uns direkt auf diese Wand zu, die auf der linken Seite von der klaren Linie des Westgrats, auf der rechten Seite vom langen Zug des Südostgrates begrenzt wird. Unmittelbar unter dieser Bastion liegt das eisige Gewässer des „Barun Pokhari“, eines kleinen Sees, daneben befindet sich das Makalu Basecamp auf 4850 Metern Höhe. Es befindet sich bereits eine große britische (Südostgrat), eine amerikanische (Variante zum Südwestgrat) und eine ukrainische Expedition (Südwand) vor Ort. Auch einige bewirtschaftete feste Hütten stehen auf dem sandigen Boden des Basislagers. Hier ist von der Schokolade bis zur Whiskyflasche noch alles zu haben. Ein kurzer Akklimatisationsspaziergang führt uns auf die orografisch rechte Seitenmoräne, von der wir den weiteren Verlauf des Tales bis zur tibetischen Grenze erblicken können. Dort hinter bringen morgen die Träger unsere Lasten noch eine letzte Etappe bis zum vorgeschobenen Basislager (Advanced Basecamp oder ABC) der Franzosenroute, ca. 5600 m, während alle Team- Mitglieder zur Verbesserung der Akklimatisation einen Ruhetag im Makalu Basislager verbringen werden. Ein spätes Mittagessen im Basislager, dann noch schnell Körperhygiene am Bach, bevor die Bewölkung nachmittags wieder für ungemütlich kalte Temperaturen sorgt. Das Abendessen nehmen wir im Messzelt ein, das danach als Schlaflager für die verbleibenden Träger sorgt. Ungefähr 30 Träger wurden bereits ausbezahlt und nach Hause entlassen, nur die stärksten verbleiben für die anstrengendste Etappe zum ABC. Wiederum ein noch kleinerer Teil wird uns am darauffolgenden Tag nochmals mit hinauf begleiten.

Akklimatisationstag – vom 12.04.10

Zur Verbesserung der Akklimatisation bleiben wir noch eine weitere Nacht im Makalu Basecamp, bevor ins 800 Meter höher gelegene Advanced Basecamp (ABC), 5650 m, umgesiedelt wird. Nach dem Frühstück unternehmen heute alle einen Akklimatisationsspaziergang, der die meisten auf den Gratausläufer des Makalu Südostgrats zum ersten Hochlager (ca. 5600 m) des britischen Expeditionsteams führt. Bis hierhin ist das Gelände noch unvergletschert, wenn auch teils steil und geröllbedeckt, und man erhält eindrucksvolle Blicke auf den von den Briten geplanten Südostgrat. Die Climbing Sherpas Singi und Nima sowie Luis unternehmen derweil einen Erkundungstrip ins Advanced Basecamp, 5650 m, um einen guten Platz für die Zelte des ABC auszuwählen und zu kontrollieren, dass alles Gepäck auch dort ankommt. Abends sind sie wieder zurück zum gemeinsamen Abendessen und berichten vom mühsamen Weg durchs grobe Blockwerk, der alle für den nächsten Tag erwartet.

Aufstieg ins ABC – vom 13.04.10

Heute ist es endlich so weit, wir ziehen in unser Basislager (eigentlich schon das ABC) ein. Bei wiederum schönstem Wetter machen wir uns auf den Weg, nur weht heute ein kräftiger Wind. Schnee- und Staubfahnen werden von den umliegenden Bergflanken aufgewirbelt. Eingemummelt in unsere Anoräcke wandern wir über den Blockschutt des großen Barun- Gletschers, passieren dabei das Basislager der Amerikaner (Variante SW- Grat), ehe das Tal des Chago- Gletschers (im Aufstiegssinne) nach rechts abzweigt. Auf Höhe einiger Zeltplatzruinen eines niedriger gelegenen Lagers (ca. 5300 m) machen wir Mittagspause, schon bald aber treibt uns der ungemütliche Wind weiter. Anstrengend über große Steinblöcke, dann wieder rutschig durch feinen Schotter windet sich der Pfad nach oben. Nach sechseinhalb Stunden kommen wir auf dem runden Felskopf des ABC (5650m) an, der links und rechts von den gerölligen Ausläufern eines Gletschers umschlossen wird. Direkt hinter dem ABC liegt ein vereister See, darüber thronen spitzige Serac- Türme, jederzeit bereit, in den See zu stürzen. Wir sind diese Saison als erste im ABC und haben freie Platzwahl. Wir suchen uns die schönsten Plätze in der Nähe des größten Chörten aus. Schnell sind die Schlafzelte aufgebaut, nachmittags kommen stets Wind und Graupelschauer auf, vor denen wir rechtzeitig geschützt sein wollen. Auch die Küche hat sich halbwegs eingerichtet und serviert uns ein erstes ABC- Menü. Allen geht es gut, bis auf vereinzeltes Kopfweh gibt es keine größeren Probleme zu beklagen. Beim Einschlafen begleitet uns ein Gewitter in der Ferne.

Ruhetag im ABC – vom 14.04.10

Um 8.15h ist die Sonne im ABC und diese Uhrzeit damit an Ruhetagen unsere Frühstückszeit. Gleich danach haben wir um 10h Puja – eine nepalesische Zeremonie, in der die Götter der Expedition gnädig gestimmt werden und für einen gesunden Verlauf  sorgen. Für uns ist es eine schöne Gelegenheit, uns auf die Expedition und den Makalu einzustimmen. Unser Climbing Sherpa Singi Lama verteilt im Anschluss an jeden von uns von einem Mönch geweihte Halsbänder, die uns Glück bringen sollen für die Expedition und uns beschützen sollen. Um 13h gibt es Lunch, nachmittags verteilen wir die Energieriegel, Schokolade, Bonbons etc. für jeden und richten unser Messzelt ein, das für die nächsten Wochen unser Wohn- und Esszimmer ist.

Aufstieg Depot – vom 15.04.10

Ein Teil der Mannschaft steigt heute bereits ein Stück Richtung C1 auf und deponiert einiges Material auf ca. 5985m – unserem Depot am Gletscherbeginn. Der Weg führt bis zum Gletscherbeginn weiter über unangenehm grob blockiges Gelände, das Vorwärtskommen ist dementsprechend langsam. Der Rest der Truppe richtet weiter das ABC ein. Zum Lunch um 14h treffen wir uns alle wieder im Lager. Nachmittags müssen sich alle ausruhen, noch sind wir erst einige Tage hier und wir müssen darauf achten, uns nicht zu sehr zu verausgaben.

Aufstieg C1-ABC – vom 16.04.10

Um 8.30h starten wir alle zusammen mit unseren beiden Climbing Sherpas Singi und Nima und viel Material (Fixseile, Zelte, Kocher, Verpflegung etc.) Richtung C1. Eine Steilstufe zwischen 6200m und 6300m versichern wir mit 100m Fixseil. Nach 6 ½ Std. richten wir auf 6300m ein Depot für unser C1 auf der zweiten Gletscherterrasse ein. Rund 2 Std. benötigen wir für den Abstieg und werden von unserem Küchenteam im ABC am Nachmittag mit Tee und Keksen empfangen. Unsere beiden Südtiroler im Team, Klaus und Arthur, steuern leckeren Südtiroler Speck und Schüttelbrot bei, so dass wir eigentlich schon vor dem Abendessen pappsatt sind. Seit Beginn der Expedition zeigt sich der Wetterverlauf jeden Tag ähnlich: Vormittags strahlend blauer Himmel, nachmittags einige Wolken, aus denen es auch ab und zu etwas schneit oder graupelt, in der Nacht dann wieder sternklarer Himmel.

Ruhetag ABC – vom 17.04.10

Der erste Ausflug in größere Höhen hat uns schon mitgenommen, das spüren wir. So kommt ein Ruhetag nicht nur recht, er ist unbedingt nötig. Heute erhalten auch noch die letzten Teammitglieder die Chance, sich den Staub des Trekkinganmarsches aus Haaren und Achselhöhlen zu spülen – unser Duschzelt steht und die Duschapparatur (ein umgebautes Schädlingsvertilgungsmittel- Sprühgerät mit Duschkopf) ist mit heißem Wasser geladen und betriebsbereit. Neben viel Essen, Trinken und Dösen ist nicht viel angesagt.

Aufstieg C1 – vom 18.04.10

Heute geht es zur ersten Nächtigung ins erste Hochlager hinauf, entsprechend früh wird aufgestanden. Gegen 9.00 Uhr verlassen wir schwer aufgepackt das ABC und steigen über den groben Blockschotter der steilen Mittelmoräne zur ersten Gletscherterrasse auf. Dort tauschen wir die leichten Trekkingschuhe gegen die schweren Expeditionsstiefel und Steigeisen ein und deponieren letztere in unserem Materialdepot an einem großen Findlingsblock. Nach einem ersten Steilaufschwung folgt ein flaches Gletscherplateau, das man schnell überquert hat. Dann schließt sich die von uns bereits mit Fixseil versicherte Steilstufe auf die zweite Gletscher-terrasse an. Ca. 60  Grad steil und 100 Meter hoch führt diese Eiswand empor, bevor das flache, lange Gletscherplateau der zweiten Eisterrasse erreicht ist. Ein Stück weit verfolgen wir dieses Richtung Norden und lassen zudem genügend Sicherheitsabstand zu den großen, kalbenden Hängegletschern der West-wand und bauen dann unser erstes Hochlager auf ca. 6300 m auf. Es hat kaum Schnee auf dem blank gefegten Gletscher, so müssen wir unsere Zelte sorgsam mit Firnhaken, Bambusstecken und Pickeln fixieren. Die erste Nacht auf über 6000 Metern ist stürmisch und es ist schwierig ein Auge zu zu tun.

Aufstieg C2-ABC – vom 19.04.10

Um 6.00 Uhr wird geweckt, um 8.15 kommt die Sonne heraus und flößt uns Wärme in die kalten Knochen. Gegen 9.00 Uhr brechen wir auf und legen das kurze Flachstück bis zum Beginn der ersten Steilflanken der Westwand zurück. Schon nach wenigen Metern packen wir das erste Fixseil aus und beginnen mit den Versicherungsarbeiten über eine steile blanke Passage (ca. 55 Grad) und eine große aber nur fußbreite Spaltenbrücke. Eine weitere Steilstufe und wir haben 150 Meter Fixseil verlegt. Darüber geht es einigermaßen flach weiter bis zum Fuß einer weiteren Steilstufe. Hier ist guter Trittfirn und Firneis vorhanden, so dass wir trotz der Steilheit kein Seil anbringen müssen. Eine Terrasse auf 6800 Meter Höhe bietet einigermaßen gute und sichere Zeltplätze, so beschließen wir, hier ein Depot zu errichten. Darüber schließt sich eine weitere, noch geräumigere Terrasse an, die aber am Fuß der zum Makalu La (7400 m) Felswand liegt und  dementsprechend steinschlaggefährdet ist. Wir deponieren alles Material in drei Seesäcken, die wir im Schnee vergraben und machen uns an den Abstieg. Der Wind hat stark aufgefrischt – wie jeden Nachmittag – und es ist ungemütlich kalt geworden. Nur eine halbe Stunde benötigen wir für den Abstieg nach C1 (6300 m). Nach kurzem Umziehen und Zurücklassen einiger Ausrüstungsgegenstände führen wir den Abstieg über die Steilstufe, unser Depot und den Moränenrücken bis ins ABC (5650 m) fort. Dort erwartet uns heißer „Nepali Tea“ und Kekse. Ein üppiges Abendessen um 19.00 Uhr entlässt uns gesättigt und müde in die sternenklare Nacht.

Ruhetag ABC – vom 20.04.10

Essen, Trinken, Duschen, Wäsche waschen – so ein Ruhetag ist schneller vorbei, als es einem recht sein kann. Noch ehe man die Hälfte von dem erledigt hat, was man im Sinn hatte, ist es auch schon wieder Zeit fürs Abendessen. Und dabei hat man noch nicht einmal auf der „faulen Haut gelegen“ – wofür ein „Ruhetag“ ja
eigentlich da sein sollte!

Aufstieg C1 – vom 21.04.10

Erneut geht es über den mittlerweile hinreichend bekannten Weg nach oben. Der Abschnitt zwischen ABC und Gletscherbeginn ist wirklich die „unerfreulichste“ Passage – entsprechend herzlich wird sie auch immer herbei gesehnt. Doch immer hin läuft es mit jedem Mal besser und man kommt frischer oben an. Das Wetter ist heute traumhaft und vielfach windstill, so verbringen wir viel Zeit mit Fotografieren und kommen erst nach 5 Stunden im C1 (ca. 4 h Gehzeit) an. Der Nachmittag ist schnell vorbei ehe es Abendessen gibt.

Aufstieg C2 – vom 22.04.10

Nachdem der Weg ins zweite Hochlager bekannt und versichert ist, nutzen wir die Morgensonne noch im C1 und brechen erst spät (ca. 10.00 Uhr) zum zweiten Hochlager (6800 m) auf. Nach 3 Stunden kommen wir dort an und verbringen einige Zeit auf der Suche nach dem besten Lagerplatz. Nach einigem Für und Wider entscheiden wir uns für den Platz unseres Depots und graben Zeltplattformen in den Schneehang. Nur vier Zelte werden errichtet, aus taktischen Gründen teilen wir ab heute die Gesamtgruppe in zwei Teams auf, die andere Hälfte hilft beim Aufbau und steigt dann wieder ins C1 ab. Beim Versichern der nun folgenden Steilwand zum Makalu La wäre eine so große Gruppe nur von Nachteil und so können wir uns mit den Versicherungsarbeiten abwechseln. Als sich alle vier Zeltbesatzungen in ihren Behausungen eingerichtet haben, ist der Abend bereits nahe. Es muss noch viel Wasser geschmolzen werden. Nach dem Abendessen flaut der Wind zusehends ab und wir verbringen eine relativ stille dennoch kalte Nacht (im Zelt ca. -20 Grad).

Aufstieg bis ca. 7050 m – vom 23.04.10

Eine Viertelstunde später als im C1 kommt die Sonne in die Westflanke gekrochen. Wir lassen uns etwas mehr Zeit als üblich und kriechen erst aus den Zelten als die Sonne ihre Wirkung entfalten kann. Die Nacht war kalt und ungemütlich, keiner konnte so besonders gut schlafen, obwohl kaum Höhenbeschwerden vorliegen. Nach der Verteilung der Tragelasten (hauptsächlich Fixseil und Hartware) zieht Team 1 um 10.00 Uhr los und nimmt sich die Firnflanke bis zum Fuß der Felswand vor, die zum Makalu La hinauf zieht. 250 Meter Fixseil werden verlegt, ehe wir kombiniertes Gelände erreichen. Die Verhältnisse sind sehr „trocken“, d.h. es befindet sich sehr wenig Schnee in der Wand und am ganzen Berg. Bisher war dies nicht von Nachteil, im Gegenteil, die Gehbedingungen sind hervorragend, da man keine mühsame Spurarbeit verrichten muss. Auch im Fels profitieren wir von der geringen Schneeauflage, alle vorhandenen Sicherungspunkte (Felshaken, Eisschrauben, etc.) sind sehr leicht auffindbar und wir kommen sehr zügig voran. Wir verlegen nochmals 250 Meter Kernmantelseil im kombinierten Gelände der ersten Felsstufe, ehe wir gegen 13.00 Uhr den Rückzug antreten. Wir wollen noch ganz bis ins ABC absteigen und dort nicht zu spät eintreffen. Inzwischen hat sich das Team 2 an den Aufstieg ins C2 gemacht, die Meisten treffen gegen 14.00 Uhr im Lager ein. Das Abseilen an den Fixseilen läuft sehr zügig. Eine kurze Besprechung mit den Kollegen aus Team 2 im Lager, dann treten wir den Abstieg von C2 nach C1 an (1/2 h). Noch kurz ein paar Sachen in C1 zusammen packen, dann steigen wir in 2 Stunden ins ABC ab, die Letzten treffen dort gegen 17.30 Uhr ein. Das Abendessen schmeckt uns diesmal besonders gut – welch Wunder nach der harten Arbeit – und es wird noch viel Tee getrunken, ehe wir müde in die Kissen sinken. Auch die Kameraden von Team 2 machen es sich nach einem „Abendessen aus der Tüte“ so gemütlich es eben im Hochlager geht.

Ruhetag/ Vorstoß bis 7175 m – vom 24.04.10

Während für uns (Christoph, Helga, Jürgen, Alix, Jo, Nima und Luis) ein gemütlicher Ruhetag anbricht, beginnen unsere Freunde aus Team 2 (Arthur, Klaus, Joe, Steffi, Anja und Singi) bereits um 9.00 Uhr mit dem Aufstieg in Richtung Makalu La. Sie befördern 200 Meter Fixseil sowie einige Hartware an das obere Ende der Fixseile und führen die Versicherungsarbeiten bis zum großen Eisfeld weiter, das die Wand zum Makalu La in zwei Felsstufen zerteilt. Auf einer Höhe von 7175 m kehren sie am Beginn des Eisfeldes um und seilen zum C2 (6800 m) ab. Von dort führt sie der Abstieg weiter an C1 vorbei ins ABC, wo gegen 18.00 Uhr die Letzten eintreffen. Indessen findet im ABC ein großes Meeting mit den Leitern und Head Climbing Sherpas aller Expeditionen statt, um sich kennenzulernen und über mögliche Formen der Zusammenarbeit zu sprechen. Mittlerweile befindet sich eine internationale Expedition (6 Teilnehmer), eine amerikanisch-französische (11 Teilnehmer), eine australisch-britische (5 Teilnehmer), eine amerikanische (4 Teilnehmer) und unsere im ABC. Mit den beiden uns zeitlich am nächsten gelegenen Gruppen, der Arnold Costers und Fabrizio Zangrillis vereinbaren wir, dass sie uns am Montag 400 Meter Koreanisches Fixseil und 400 Meter Kernmantelseil ins C2 bringen, damit wir am Dienstag mit unseren geplanten Versicherungsarbeiten weiter zum Makalu La fortfahren können. Zumindest so viel Konstruktives hat uns diese Sitzung eingebracht. Nachdem sich das Messzelt wieder geleert hat und unsere restlichen Teammitglieder eingetrudelt sind, gibt es ein warmes Abendessen – draußen hat es mittlerweile merklich abgekühlt, danach geht es zeitig in die Daunenschlaf-säcke.

Ruhetag – vom 25.04.10

Wieder ein Ruhetag im ABC. Vormittags ist es stets schön, die Temperaturen so, dass man bei Windstille im Pulli herumlaufen kann. Das mit der Windstille ist aber so eine Sache, meist währt sie nicht lange. Starke Böen wechseln sich dann mit knallender Sonne ab, so dass man gar nicht weiß, was man eigentlich anziehen soll. Nachmittags rüsten wir uns schon wieder für den Aufstieg ins Hochlager, wir wollen die Versicherungsarbeiten zum Makalu La baldmöglichst weiter treiben. Neben persönlichen Sachen nehmen wir Verpflegung und Gas mit nach oben. Alles Fixseilmaterial und die zur Versicherung notwendige Hartware befindet sich bereits oben. Wir haben zwei „Climbing Sherpas“ in unserem Team, Singi und Nima, mit denen wir aber wie mit allen „Kletter-kollegen“ umgehen: Wir teilen uns alle Traglasten und Aufgaben kameradschaftlich. Unsere Sherpas werden nicht vorausgeschickt, um die Route zu „pflastern“, Zelte zu schleppen und aufzubauen und Schnee zu schmelzen und zu kochen, wie das bei den meisten Expeditionen Usus ist. Dafür wären zwei aber auch viel zu wenig, bei den meisten Expeditionen herrscht eine Ratio von 1 Sherpa / 1 Bergsteiger vor. Ihre große Leistungsfähigkeit und bessere Akklimatisation sind uns aber ein Sicherheitsfaktor, den wir nicht missen möchten. Sollte es zum „Fall der Fälle“ kommen, haben wir an einem Ort ohne organisierte Bergrettungs-möglichkeiten noch das beste Faustpfand in der Hand.

Aufstieg C1 und C2 – vom 26.04.10

Wieder in zwei Teams aufgeteilt (Team 1: Jo, Joe, Jürgen, Alix, Helga, Luis/ Team 2: Steffi, Klaus, Arthur, Christoph, Anja) wird aufgestiegen. Team 2, das den kürzeren Weg bis Lager 1 zu bewältigen hat, kann getrost etwas später starten. Arthur, der noch immer mit einem Infekt zu tun hat, merkt schon nach einer Viertelstunde, dass es vernünftiger ist, im ABC zu bleiben und sich weiter auszukurieren. Das erste Team erreicht bei traumhaftem Wetter C1, 6300 m, und baut dort 4 Zelte ab, die nach C2, 6800 m, verschoben werden sollen. Die mittägliche Hitze der unteren Regionen wechselt sich schon bald mit der winddurchsetzten Kälte der höheren Lagen ab, Anorak oder Daunenjacke werden übergezogen. In C2 angekommen, ist die Arbeit leider noch nicht beendet, ein paar Zelte müssen gewechselt und dafür die existierenden Zeltplattformen erweitert werden. Spätnachmittags erst kommen wir zur Ruhe und widmen uns sofort dem Kochen und Wassermachen, ehe wir müde gegen 19.00 – 20.00 Uhr zu Bett gehen.

Aufstieg C2 und Versicherungsarbeiten  – vom 27.04.10

Das erste Team, das in C2, 6800 m, genächtigt hat, macht sich nach Auftauchen der Sonne (ca. 8.25 Uhr, vorher ist es noch bitter kalt – während der Nacht wurden Temperaturen von – 20 °C innerhalb des Doppelzelts gemessen) an die Verteilung der Traglasten und macht sich auf den Weg. Zunächst müssen einige Höhenmeter auf mässig geneigtem Firngelände bis zu einer großen Randspalte zurückgelegt werden. Dort steilt sich das Gelände auf und hier beginnt auch die Seilversicherung. Ca. 250 Meter Fixseil hatten wir bereits beim letzten Vorstoß verlegt. Mühsam plagen wir uns mit den Traglasten nach oben auf die Felsen zu. Massives, kaltes Eis mit einer geringen Lockerschneeauflage sorgen für unangenehme Aufstiegs-bedingungen, jeder zweite Schritt rutscht nach. Endlich ist der Felssporn erreicht, die nächsten 300 Meter bis zum großen Eisfeld gehen besser von der Hand, aber natürlich sind auch sie sehr anstrengend – ein stetiger Wechsel zwischen Blankeis und Felsstufen, ab und zu ein wenig Schnee. Eine letzte Felsstufe, dann ist der Rand des Eisfelds erreicht. Das Wetter hat sich mittlerweile verschlechtert, es beginnt zu schneien – von den immer wieder kehrenden Windstößen ganz zu schweigen. 250 Meter Fixseil ziehen wir über das Eisfeld hinüber, die Bedingungen sind gut, es ist überall eine ausreichende Schneeauflage vorhanden. Am oberen Ende angelangt, benötigen wir nicht mehr viel Motivation um zur Rückkehr zu blasen, das erledigt schon seit geraumer Zeit der schneidende Wind für uns. So steigen und seilen wir so schnell es geht wieder ab, nachdem wir ein Depot errichtet haben. Im C2 treffen wir auf unsere Freunde von Team 2, die mittlerweile zwei weitere Zeltplattformen geschaffen haben. Harte Arbeit bei den gegebenen Wetterbedingungen. Gegen 16.30 Uhr können wir uns dann zum Glück aber alle in die Zelte zurückziehen und vor Wind und Schneefall schützen.

Versicherungsarbeiten und Abstieg ABC – vom 28.04.10

Heute beginnt der Tag schon früh freudig: Klaus hat Geburtstag! Dank Steffis Tragkräften hat es ein Kuchen bis ins C2 geschafft. Auch wenn das Geburtstagsständchen etwas kratzig und belegt klingt, wer kann schon auf 6800 m Geburtstag feiern? Erneut machen sich beide Teams mit etwas zeitlichem Abstand auf den Aufstieg an den Fixseilen. Das erste Team mit Unterstützung von Klaus will schnell und mit wenig Gepäck den Routenkopf erreichen, um die noch fehlenden Meter bis zum Makalu La, 7400 m, zu bewerkstelligen. Das zweite Team kommt etwas später nach und klettert so weit es kann und mag zur Akklimatisation an den Fixseilen nach oben. Kaum ist aber das Ende des Eisfeldes erreicht, beginnt es wieder zu schneien und zu stürmen. Mit äußerstem Einsatz können wir noch 200 Meter Fixseil über ein Eiscouloir und kombinierten Fels verlegen, ehe wir uns abermals gezwungen sehen, die Arbeiten einzustellen (die letzten Verbliebenen arbeiten sowieso schon konsequent im Daunen- Overall) und abzuseilen. Das zweite Team erreicht die erste Felsstufe als die Wetterverschlechterung einsetzt und dreht dort ebenfalls um. Nach Erreichen des C2 packen alle schnell ein paar Sachen zusammen und begeben sich auf den Abstieg ins ABC. Leider plagen Klaus üble Zahnschmerzen (abgebrochenen Krone), so dass er die abendliche Geburtstagsfeier vielleicht nicht ganz in vollen Zügen genießen kann, auch wenn alle möglichen Leckereien (Geburtstagstorte, Williams- Birne, Whiskey, etc.) aufgefahren werden.

Ruhetag – vom 29.04.10

Eine glücklich verlaufene OP bei (nun auch) Zahnarzt Joe sorgt bei Klaus für Linderung, dem Zahn geht es wieder gut. Ansonsten erholen sich alle von den Strapazen der vergangenen Tage.

Ruhetag – vom 30.04.10

Nochmals ein Ruhetag, um uns für die bevorstehende nächste Phase vorzubereiten. Als Highlight gibt es mittags Südtiroler Speckknödel mit Krautsalat, die Arthur und Klaus in der Lagerküche zubereiten. Sie munden allen hervorragend und sind eine willkommene Abwechslung zu Pizza, Pommes Frites, Pasta und was es sonst so aus der nepalischen Trekkingküche gibt. Nachmittags packen wir unsere Sachen zusammen, morgen wollen wir ins C2, 6800 m, aufsteigen, um am Folgetag in den Makalu La, 7400 m, aufzusteigen und dort eine Nacht zu verbringen. Abends wird nochmals der Wetterbericht gecheckt, es sieht alles bestens für unsere Pläne aus.

Aufstieg C2 – vom 01.05.10

9.30 Uhr brechen wir im ABC auf, die Mittelmoräne zur ersten Gletscherstufe ist mittlerweile eine alte (wenn auch deswegen nicht mehr geschätzte) Bekannte für uns. Nach guten 3  1/2  Stunden kommen wir im C1, 6300 m, an und bauen dort die verbliebenen zwei Zelte ab und nehmen sie mit. Der Tag ist traumhaft schön, nahezu windstill und nachmittags scheint die Sonne golden auf die Gletscherterrassen oberhalb des ersten Lagers. Gemütlich steigen wir zum C2 in 2  1/2  Stunden auf und richten uns in unseren Zelten ein. Im Abendlicht sitzen wir noch etwas auf dem „Sonnenbankerl“ vor dem Zelt und genießen die Aussicht auf die gegenüberliegenden Bergketten von Chamlang bis Baruntse und die dazwischen liegenden Pässe, Sherpani Col, East Col, West Col, etc. bis uns die Kälte schließlich doch in die Zelte treibt. Nachts beginnt es urplötzlich und für uns unerwartet zu stürmen und zu schneien.

Abstieg ABC – vom 02.05.10

Ein Funkkontakt am frühen Morgen mit dem ABC offenbart uns, dass sich der Wetterbericht schlagartig geändert hat, da der Wind von Nord auf Süd gedreht hat und nun feuchte Luftmassen antransportiert. Eine Zeitlang überlegen wir, ob wir einen Tag auf C2 ausharren und abwarten sollen, um am nächsten Tag einen Aufstiegsversuch zum Makalu La zu wagen, doch die Prognose für den 3.5. ist nur unwesentlich besser, noch immer soll es schneien uns stürmen. So brechen wir unseren Aufstieg ab, packen die Sachen zusammen und steigen über den frisch verschneiten Gletscher Richtung ABC ab. Im tiefer gelegenen C2 der anderen Expeditionen (ca. 6600 m) – mittlerweile tummeln sich vier bis fünf verschiedene Expeditionsgruppen auf der klassischen Franzosen- Route – treffen wir auf eine amerikanische Gruppe, deren Seilerste bereits zehn Meter nach Verlassen des Zeltes in eine Gletscherspalte plumpst, zum Glück waren sie angeseilt. Ansonsten sind die Spalten auf dem Weg gut markiert, zum Teil sogar mit kurzen Fixseilabschnitten versichert, so dass man mit etwas Umsicht und Überblick die gesamte Strecke zwischen ABC und C2 gut seilfrei gehen kann. In knapp 3 Stunden steigen wir bei leichtem Schneefall über den Gletscher und die schneebedeckte Moräne ins ABC ab und kommen dort pünktlich zum Mittagessen an. Nachmittags werden die Sachen zum Trocknen aufgehängt und die Beine hochgelegt. Der neue Wetterbericht spricht davon, dass sich gegen den 4.5. die Strömung wieder auf Nord umkehren soll, dann wird wieder trockenere Luftmasse herangeführt und die Bedingungen am Berg sollten sich wieder verbessern.

Ruhetag ABC – vom 03.05.10

Der Tag beginnt mit einem Wechsel aus Sonne und Wolken, später am Vormittag kommt immer mehr die Sonne durch und es wird geduscht, Wäsche gewaschen und anderem Zeitvertreib nachgegangen. Nachdem unser Vorbereitungsschritt (Nächtigen auf C3 und Ausloten der Route vom Makalu La, 7400 m, in Richtung des C4, 7800 m) nun aus Zeitgründen hinfällig ist, müssen wir gleich einen Schritt weiter gehen und den Gipfelgang einläuten. Ein Anruf mit dem Satellitentelefon bei Charly Gabl in Innsbruck ergibt, dass die nächsten Tage sehr geringer Wind in allen Höhenlagen vorliegen soll. Die sich dadurch stärker entwickelnde Quellbewölkung wird jedoch täglich ab Mittag für etwas Niederschlag sorgen (ca. 10-15 cm). Dazu sind noch die schlechteren Sichtverhältnisse in den Wolken zu berücksichtigen. Wir beschließen, eine Präzisierung des Wetterberichts am nächsten Tag abzuwarten, und dann eine Entscheidung zu treffen, ob wir bereits in den nächsten Tagen einen Gipfelversuch unternehmen wollen. Das Wetter ist auf jeden Fall heute besser als angekündigt, bis in den Nachmittag hinein fällt keine Flocke Schnee. Abends gibt es eine Schweinshaxe mit Reis und Karotten – wir fragen lieber nicht zu genau nach, woher das gute Stück kommt. Schmecken tut es auf jeden Fall ganz ausgezeichnet. Nach dem Festmahl benötigen wir einen Williams oder Whiskey zur Verdauung. In den ersten Abendstunden beobachten wir fasziniert das gewaltige Wetterleuchten, das sich im Süden abspielt. Stunden später drängt zumindest die Bewölkung weiter nach Norden und es schneit die ganze Nacht hindurch leicht.

Ruhetag ABC – vom 04.05.10

Nachdem sich die Restbewölkung im Laufe des Vormittags aufgelöst hat, erwartet uns ein relativ schöner Tag, wenn auch die Wolken nie ganz verschwinden. Die Aktualisierung des Wetterberichts bei Dr. Karl Gabl ergibt, dass die Wetterlage bis zum 7.5. anhalten soll, sich danach der Jetstream – ein in großer Höhe verlaufendes Starkwindband, das für Druckausgleich zwischen den kontinentalen Luftmassen sorgt und die höchsten Gipfel unserer Erde mit hohen Windgeschwindigkeiten beinflusst – über unseren Teil des Himalayas verlagern soll, was Windgeschwindigkeiten von über 100 km/h auf 8000 Metern zur Folge haben wird. Dies bedeutet für uns, dass wir uns auf die nächste Woche konzentrieren müssen, da wir einen Gipfelgang bis zum 7. auch bei sofortigem Aufbruch nicht mehr schaffen können. Voraussichtlich wird sich das Starkwindband des Jetstreams ab 10./11.5. wieder weiter verlagern, so dass wir gegebenenfalls an einen Gipfelversuch am 12. oder 13.5. denken können. Nach kleineren Umorganisationsmaßnahmen kommen die Träger nun am 15.5. ins ABC, das wir dann bereits am 16.5. verlassen müssen. Die Zeit nach hinten wird also knapp, doch noch wäre alles „just in time“ machbar. Mittags gibt es Kaiserschmarrn, den Steffi zubereitet hat. Nach der Kocheinlage von Klaus und Arthur das zweite heimische kulinarische Intermezzo. Die Schüsseln sind schnell leer geputzt, auch wenn wir uns am mittlerweile zweiten Ruhetag nicht mehr sehr hungrig fühlen. Als Kontrastprogramm bestellen wir uns zum Abendessen so richtig „Nepali Chulu“ (nepalische Küche) ohne jegliche Rücksichtnahme (was Würzung und Ingredienzien anbelangt). Abends beginnt es wieder leicht zu graupeln.

Ruhetag ABC – vom 05.05.10

Wieder ein Ruhetag im ABC! Bis in den Vormittag hinein schneit es. Wir sind ganz allein im ABC. Alle anderen Gruppen, mit Ausnahme von ein paar Küchenbediensteten, befinden sich in den Hochlagern, um diese einzurichten und sich zu akklimatisieren. Mittags kommt Tunc Findic, ein türkischer Höhenbergsteiger, den wir schon seit langen Jahren kennen, von C2 herunter. Er ist zum Abendessen unser Gast und berichtet uns von den langen Warteschlangen an den Fixseilen zu C1 und hinauf zum Makalu La. Wir hatten zwar die mühsame  Arbeit, diese einzurichten, doch zum Glück bleibt uns dafür dieses Los erspart.

ABC – vom 06.05.10

Unsere beiden Climbing Sherpas Singi und Nima steigen heute auf C2 auf, um dort nach dem Rechten zu sehen. Nach einer Nacht im Hochlager, werden sie am Freitag weiter über die Fixseile zum Makalu La aufsteigen, um unsere existierenden beiden Depots zu einem zusammenzufassen. Aufgrund des schlechten Wetters, das uns bei der letzten Begehung der Fixseile zum Makalu La vertrieben hatte, konnten wir dies nicht mehr vollenden. Tagsüber schneit es immer wieder, zwischendurch kommt aber auch die Sonne heraus.

ABC – vom 07.05.10

Der Tag beginnt schön und hoffnungsvoll. Singi und Nima berichten über Funk über mühsame Bedingungen, der Neuschnee der letzten Tage macht die Begehung der Fixseilstrecken zum La nicht gerade einfacher. Oben im Sattel hat es dann Neuschnee bis teilweise Kniehöhe, doch die beiden kommen gut vorwärts. Nachmittags haben Sie die auf der Strecke verbliebenen Ausrüstungsgegenstände zu einem Depot am geplanten dritten Hochlagerplatz, C3 7400 m, verstaut und steigen mit Ziel ABC über die Fixseile wieder ab. Nach dem Mittagessen kommt dann aber die böse Überraschung. Unser Freund Charly Gabl gibt uns aus Innsbruck den neuesten Wetterbericht durch: Wie bereits bekannt soll der Jetstream am Samstag über Ostnepal einsetzen, sich dort aber geraume Weile festsetzen und bis mindestens 14.5. das Wetter beeinflussen! Nachdem wir unser ABC am 16.5. verlassen sollten, schrumpft die zur Besteigung des Makalu verfügbare Zeit so auf ein unrealistisches Quentchen zusammen. Akribisch wird nochmals der Zeitplan durchgerechnet. Wenn man alle möglichen Reserven herausquetscht, könnte man noch eine letzte Gipfelchance am 16.5. herausholen. Dies würde allerdings bedeuten, dass nach dem Abstieg vom Gipfel bis ins ABC am 17.5. unmittelbar am 18.5. der Abstieg ins Tal angetreten werden müsste. Das ist mehr als eng, aber vielleicht doch möglich. Zunächst einmal müssen wir uns aber wieder einmal in Geduld üben, bis am Montag, 9.5., die Tendenz zuverlässiger erkennbar und klar ist, ob die Windgeschwindigkeiten tatsächlich nach dem 14.5. absinken werden. Für Montag und Dienstag sind zunächst einmal Windgeschwindigkeiten auf Gipfelniveau von 110 bis 140 km/h vorhergesagt, auf 7000 Metern sind es immerhin noch 80 bis über 100 km/h. Wir müssen uns ernsthaft überlegen, ob wir noch am Wochenende aufsteigen, um C2, 6800 m, ausreichend sturmfest (d.h. die Zelte flachlegen und vertäuen) für diese Orkanwinde zu präparieren. Der weitere Nachmittag verläuft relativ ereignislos, die Stimmung ist durch diese „Hiobsbotschaft“ merklich gedrückt. Beim Abendessen bekommen wir auch zu spüren, dass die Frischvorräte durch unsere lange Wartezeit im ABC zur Neige gehen, der Speiseplan wird zunehmend eintöniger und Trocken- Mangold, – Blumenkohl und – pilze füllen zunehmend neben Kartoffeln und Nudeln die Schüsseln. Jo wird abends überraschend von Gliederschmerzen und Kältezittern niedergeschlagen, Luis laboriert schon seit mehreren Tagen an einem Nebenhöhleninfekt herum. So ist das Abendprogramm schnell beendet, nur Joe besucht noch die Nachbarn, um deren „Filmnacht“ beizuwohnen.

ABC – vom 08.05.10

Trotz allen Trübsals geben wir uns noch nicht geschlagen und hoffen weiter auf unsere Chance. Auch die kleine Skifahrerfraktion, Arthur, Klaus und Luis, hält dies nicht anders. Durch die wiederholten, wenn auch geringen Schneefälle der letzten Tage haben sich die Bedingungen auf den bisher blanken Gletschern gebessert. Arthur und Klaus (Luis muss leider krankheitsbedingt passen) brechen heute frühmorgens (5.30 Uhr) mit den Ski auf, um zu C2 aufzusteigen und nach Möglichkeit so hoch wie möglich Richtung Makalu La weiter aufzusteigen. Eigentliches Ziel der Mission ist es, das Couloir nördlich der kombinierten Rampe über die der Fixseilaufstieg zum La verläuft, unter die Lupe zu nehmen und herauszufinden, ob eine Skibefahrung möglich sein könnte. Die meisten anderen – Jürgen, Helga, Joe, Anja, Steffi – machen sich  auf eine Wanderung zum Haupttal hinunter auf, um einen besseren Einblick auf die benachbarten Passübergänge, Sherpani Col und East Col, zu erhalten. Tagsüber frischt der Wind deutlich auf, auch das ABC peitscht die eine oder andere Böe. Auf Gipfelniveau soll der Wind bereits 80 km/h erreichen. Nach dem Mittagessen melden Klaus und Arthur über Funk, dass sie das Eisfeld in der Aufstiegsrampe erreicht haben und sich nun das Couloir ansehen. Auf dem Rückweg werden sie einen Stopp auf C2 einlegen, um die Zelte zu überprüfen und sturmfest zu machen. Spätnachmittags flaut der Wind ab, zum Abendessen ist alles ruhig und klar, ein Vorzeichen, dass eine klare Nacht bevor steht.

ABC – vom 09.05.10

Ein strahlender Morgen weckt uns im ABC, doch die Schneefahnen, die um den Gipfel des Makalu wehen, verkünden nichts Gutes. Die Windgeschwindigkeiten auf Gipfelniveau sollen heute um die 100 km/h betragen, die eine oder andere Böe schüttelt auch die Zelte im ABC durch doch im Wesentlichen ist es auf 5650 m noch recht erträglich. Das macht das Warten nicht gerade leichter, hat man doch das Gefühl, in diesen Höhenlagen eigentlich alles Mögliche unternehmen zu können. Zum Glück ist wenigstens ein Träger aus dem Tal eingetroffen, der unseren Speiseplan mit etwas frischem Gemüse und anderen Nahrungsmitteln abwechslungsreicher gestalten lässt. Nachmittags tritt eine erstaunlich windstille Phase ein und wir ziehen für einen Foto-Spaziergang aus. Die Luft ist klar und das goldene Licht des Spätnachmittags bescheren uns spektakuläre Blicke auf Makalu und Kangchungtse ehe der eisige Abend einbricht.

ABC – vom 10.05.10

Die Morgenstunden wollen nur mühselig langsam verstreichen, bis der mit Spannung erwartete Anruf bei Charly Gabl in Innsbruck mittags ansteht. Leider sind die Nachrichten keine guten: Der Jetstream soll sich erst gegen den 22.5. endgültig aus Ostnepal verabschieden, das ist definitiv zu spät für uns. Unsere Träger sind mittlerweile fix für den 18.5. bestellt. Ein winziges Fenster mit geringeren Windstärken könnte sich noch um den 16./17.5. herum einstellen, doch die Angaben der verschiedenen Prognosemodelle differieren enorm (von 20 km/h Windstärke auf Gipfelniveau bis hin zu 60 km/h) und erstrecken sich von „optimal“ bis „illusorisch“ für denselben Tag. Entsprechend groß ist die Verunsicherung aber wir sind uns dahin gehend einig, dass wir die Chance wahrnehmen wollen, wenn es denn tatsächlich eine sein sollte. Die Diskussionen halten über den Nachmittag hinweg an, erst nach dem Abendessen kommt mit unserem nun beinahe täglichen „Kinoabend“ (wir sehen uns auf dem Laptop im Messzelt „No Country for Old Men“ zusammen an) etwas entspannte Atmosphäre auf. Nachts ist es zum Teil sehr böig, dann wieder nahezu windstill aber die Höhenströmung rauscht über die Berggipfel, dass man das Gefühl hat, man befände sich am Meer oder an einer ICE-Trasse.

ABC – vom 11.05.10

Auch der Wind im ABC ist zu Zeiten sehr stark und die Zelte müssen immer wieder nachgespannt und kontrolliert werden. Beim Küchenzelt steht mittlerweile das zweite Kletterseil im Einsatz, um es auf dem Boden zu vertäuen. Gegen Mittag bringt uns Chris von der amerikanischen Expedition ihren neuesten Wetterbericht vorbei. Noch immer besteht eine große Diskrepanz zwischen den angegebenen Windstärken. Wir hoffen, die Wahrheit möge zumindest irgendwo zwischen den Modellen liegen, dann hätten wir eine gewisse Chance, am 16. den Gipfel erreichen zu können. Nach einer abschließenden Besprechung nach dem Mittagessen vereinbaren wir, an unserem bisherigen Plan festzuhalten und alles auf den 16. als Gipfeltag zu setzen. Demnach müssen wir am 13.5. zum C2, 6800 m, aufbrechen. Dies sollte zunächst kein Problem sein und mit den geringeren Wind- geschwindigkeiten am nächsten Tag, sollte es uns dann auch möglich sein, den Makalu La, 7400 m, zu erreichen und dort oben in Zelten die Nacht überstehen zu können. Der Nachmittag vergeht in einer Atmosphäre gespannter Erwartung aber auch etwas Vorfreude, dass sich endlich wieder etwas zu bewegen scheint, ist zu verspüren. Nach dem Abendessen verschafft wiederum ein „Actionfilm“ Ablenkung von den täglichen Problemen des Höhenbergsteigers und konfrontiert uns stattdessen mit dem Alltag eines Berufskillers. Im Vergleich dazu haben wir es ja noch wirklich leicht…

ABC – vom 12.05.10

Nach dem Frühstück weicht die sonst übliche Lethargie des Ruhetages plötzlich emsiger Geschäftigkeit. Jeder hat noch etwas herzurichten, morgen geht es hinauf ins C2. Essen wird zusammengepackt, Wärmesohlen aufgeladen, Eispickel geschliffen. Alle sind froh, dass die lange Zeit des Wartens nun ein Ende findet, egal wie das Abenteuer ausgehen möge. Auch die Franzosen und ein großer Teil der Amerikaner rüsten zum Aufbruch, mit Climbing Sherpa voraussichtlich um die 15 Personen. Das wird wieder zu Staus und Problemen an den Fixseilen führen, wir werden unsere Taktik für die kommenden Tage genau durchdenken müssen, um nicht beim Warten im eiskalten Wind wertvolle Energie zu verlieren. Mittags gleichen wir nochmals untereinander die verschiedenen Wetterprognosen ab, doch es haben sich keine bedeutenden Änderungen ergeben. Nachmittags lädt die Expedition von Arnold Coster zu einer „Pre-Summit-Party“ mit Bier, Mustang Coffee und Rakshi ein. Etwas angeheitert gehen wir lückenlos zum Abendessen über. Den ganzen Tag peitschen Windböen das ABC und die Höhenwinde wirbeln kilometerlange Schneefahnen am Grat zwischen Kangchungtse und Makalu auf. Die nächsten Tage werden zeigen, ob das Wetter auf dem richtigen Weg ist und uns eine Chance auf einen Gipfelversuch gewährt.

Aufstieg zum Gipfelversuch – vom 13.05.10

Zwischen 9.00 und 10.00 Uhr brechen wir zum C2, 6800 m, auf. Das Wetter ist traumhaft, es weht in unseren Höhenlagen nur ein leichter Wind und auch weiter oben macht es keinen zu stürmischen Eindruck. Wegen der zunehmenden Ausaperung der unteren Gletscherzunge haben wir bereits beim letzten Gang unser Depot mit den Steigeisen und schweren Stiefeln etwas tiefer auf die Seitenmoräne des Gletschers verlagert. Ohne im früheren Lager 1, 6300 m, Rast zu machen, marschieren wir über die Gletscherhänge zum C2, an dem wir zwischen 15.00 und 15.30 Uhr ankommen. Anja kommt gegen 17.00 Uhr ins Lager 2 der französisch-amerikanischen Gruppe und bleibt dort über Nacht in einem leeren Zelt, da sie sehr erschöpft ist. Die Zelte sind von den starken Winden der letzten Tage mit Schnee zugeblasen und wir müssen sie erst einmal ausgraben, um hinein zu kommen. Auch die Liegeflächen sind etwas ausgeschmolzen und wir müssen sie wieder herrichten, ehe unser zu Hause wieder bezugsfähig ist. Nachmittags wird viel Schnee geschmolzen und getrunken und gegessen. Auch die französische Gruppe ist in ihr 200 Meter tiefer gelegenes C2 eingezogen und möchte für den 16.5. einen Gipfelversuch unternehmen. Deren Climbing Sherpas sollen am selben Tag als Vorauskommando die fehlenden Fixseile im French Couloir und am Gipfelgrat anbringen. Wir beabsichtigen zwar, am Gipfeltag vor der französischen Gruppe aufzubrechen und mit möglichst geringen Versicherungsarbeiten auszukommen, doch unter Umständen bedeutet dies auch für unseren Abstieg eine Erleichterung. Der Abend bricht jäh und eisig herein, die Ausblicke von C2 auf die benachbarte Gipfelwelt sind wieder einmal atemberaubend.

Aufstieg Makalu La – vom 14.05.10

5.00 Uhr wird geweckt, um 8.00 Uhr geht es los. Die Rucksäcke mit der ganzen Ausrüstung sind erdrückend schwer, es hat jeder um die 25 kg – teilweise bis zu 30 kg – auf dem Buckel. Da kann schon etwas Neid aufkommen, wenn man die französischen Bergsteiger mit ihren handlichen „Daypacks“ sieht, denen Zelte, Seile, etc. von den Climbing Sherpas hinaufgetragen werden. Aber wir wollten es ja nicht anders haben. Anderseits sind wir auch stolz darauf, uns nicht den Weg von sauerstoffarmierten Hilfskräften ebnen lassen zu müssen. Genau um 12.00 Uhr kommen wir nach dem ersten Felsriegel am mittleren Eisfeld an und legen dort eine Pause ein, um zu trinken und etwas zu essen. 1 1/2  Stunden dauert die Überquerung des Eisfeldes, das trotz kontinuierlicher Firnauflage sehr mühsam zu begehen ist. Bislang ist uns das Wetter hold, es ist sonnig und der Wind sehr gering, so dass es uns in unseren Daunenanzügen schon eher zu warm wird, auch wenn wir alle erdenklichen Öffnungen aufgerissen haben. Der zweite Felsriegel beginnt steil mit dem Blankeiscouloir, dessen Versicherung uns vor 14 Tagen so viel Mühe gekostet hatte. Das Eis ist immer noch hart wie Stahl und spröde wie Knäckebrot, die Frontalzacken finden nur mühsam Halt und müssen sorgsam platziert werden, um nicht abzurutschen. Meter um Meter kämpfen wir uns höher. Zu unserem Leidwesen wird der Wind nun immer stärker und auch Quellbewölkung nimmt uns einige Male die Sicht. Noch einmal 100 Meter höher, dann liegt das steilste Stück hinter uns. Nach einer schmalen Schneeschulter folgen die Fixseile Felsbändern in eine plattige Felszone nach rechts. Kurz vor Erreichen der felsigen Kante des Makalu La kommen uns plötzlich eine Französin und deren Head Climbing Sherpa Chiring Dorje im Abstieg entgegen, kurze Zeit später folgen Joe und Helga. Sie haben den La einige Zeit vor dem Hauptfeld erreicht und festgestellt, dass dort oben 80 – 90 km/h Wind herrschen. Auf unserer Seite sind es wenigstens nur 50 – 70 km/h, doch dort oben auf der ungeschützten Hochfläche besteht nicht die geringste Möglichkeit, ein Zelt zu errichten. Zudem hüllt den Sattel immer wieder dichte Bewölkung ein, so dass die Gefahr, sich auf der konturlosen Hochfläche zu verirren, sehr groß ist. Wir suchen noch einige Zeit nach einer Zeltmöglichkeit auf der hiesigen Seite, doch es will sich kein geeigneter Platz finden lassen. Schnell sind wir auch so ausgekühlt, dass wir handeln müssen. Zudem ist es bereist 16.30 Uhr und die Zeit drängt. Mangels Alternativen entschließen wir uns schweren Herzens zur Umkehr. Auch die französische Gruppe ist bereits geschlossen im Abstieg begriffen. Zügig folgen wir den Fixseilen hinunter, die Daunenanzüge mittlerweile komplett bis zur Kapuze geschlossen. Offen liegende Hautpartien sind im Nu weiß angelaufen, Sturmhauben und Skibrillen müssen aus dem Rucksack gekramt werden. Kurz vor 19.00 Uhr, noch bei Tageslicht, kommen wir vom eisigen Wind ausgelaugt in unserem Hochlager an. Sofort wird der Gaskocher angeschmissen, um die wenige Zeit zum Rehydrieren und Regenerieren zu nutzen. Falls wir am nächsten Tag nochmals einen Versuch wagen wollen, haben wir nur dann eine Chance. Lange Diskussionen, die wir an diesem Abend von Zelt zu Zelt über Funk führen, werden auf den nächsten Morgen vertagt. Wir wollen sehen, in welchem Zustand wir dann sind. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist das Wetter, da es heute deutlich windiger als prognostiziert war. Anja ist heute im unteren Lager 2 verblieben, um sich zu erholen und möchte am Folgetag die Fixseile zum La so hoch hinauf steigen, wie es ihr möglich ist. Nachdem alles unbedingt Erforderliche geregelt ist, sinken wir in einen komatösen Schlaf der Erschöpfung. Nacht rüttelt und zerrt der Sturm an unseren Zelt- wänden, so dass an eine ungestörte Erholung kaum zu denken ist.

Abstieg ABC – vom 15.05.10

Morgens hat sich die Entscheidung bereits selbst getroffen, noch immer wehen Sturmböen von 70-80 km/h um unsere Zelte. Bei diesen Winden ist an einen Aufstieg zum Makalu La nicht zu denken. Erst am späten Vormittag beruhigt sich die Lage etwas und man kann vors Zelt treten. Einen weiteren Tag Aufschub verkraftet unser eh schon strapazierter Zeitplan auf keinen Fall. Damit ist die Sachlage klar: Der Gipfelversuch ist gescheitert, die Expedition (zumindest für die meisten) vorbei. Das tut weh, aber am Ergebnis gibt es nichts zu
rütteln. Während der restlichen Vormittagsstunden graben wir die Zelte aus dem Schnee und packen die Ausrüstung zusammen. Gegen 12.00 Uhr treten wir den Abstieg ins Tal an. Auf dem Weg kommen wir am C2 der Franzosen vorbei. Auch Anja treffen wir dort an, die heute einen weiteren Ruhetag einlegen will und am nächsten Tag mit einem Amerikaner und einer Schweizerin Richtung Makalu La aufsteigen möchte. Einige der französischen Bergsteiger sind im Hochlager verblieben, wollen heute einen Ruhetag einlegen und am 16. direkt ins C4, 7800 m (das aber noch nicht eingerichtet ist) aufsteigen, um am 17. einen Gipfelversuch in Angriff zu nehmen. Wir wünschen ihnen viel Glück, steigen weiter ab und räumen auf dem Weg unser Depot auf C1, 6300 m. Schwer bepackt kommen wir am Gletscherbeginn an und satteln auf leichtes Schuhwerk um. Um 15.00 Uhr laufen wir zusammen im ABC ein und werden mit heißer Suppe empfangen. Enttäuschung und Erschöpfung verschaffen sich danach in einem Nachmittagsnickerchen Erleichterung. Gleichzeitig bedeutet die endgültige Entscheidung aber auch Linderung, die lange Zeit des gespannten Wartens hat nun ein Ende – zumindest für diejenigen, die sich nicht mit dem Gedanken tragen zu verlängern. Nun können Pläne für die Rückkehr nach Kathmandu geschmiedet werden. Aus diesem Grund ist die Atmosphäre beim Abendessen geladen von einer seltsamen Mischung aus Wehmütigkeit und Aufbruchsstimmung.

ABC – vom 16.05.10

Bereits beim Frühstück beginnen die Debatten über die beste Route über die Ice Cols. Denn das ist der Plan der verbliebenen Sieben – Steffi, Jo, Helga, Jürgen, Christoph, Arthur und Klaus. Alix, Joe und Luis werden noch eine weitere Woche im ABC dranhängen und hoffen auf eine weitere Gipfelchance. Anja, die heute von C2 absteigt, geht es mit ihrer Hüfte nicht so gut und sie plant zusammen mit dem Trägertross über die normale Route nach Tumlingtar hinauszulaufen. So herrscht nachmittags emsige Geschäftigkeit, denn jeder hat Sachen zu packen und Dinge vorzubereiten. Die Stimmung ist wieder gut, denn anstelle der bisherig vorherrschenden lähmenden Lethargie hat nun jeder wieder etwas, auf das er/sie sich freuen kann. Die Nachmittagsstunden vergehen wie im Fluge und schon steht das Abendessen auf dem Tisch, das letzte das wir gemeinsam einnehmen werden. Dazu gibt es – dem Anlass gebührend – ein Bier und einen Verdauungsschnaps.

Aufbruch zum Ice Col Trek – vom 17.05.10

Nach dem Frühstück werden hektisch die letzten Rucksäcke gepackt, dann verabschieden wir uns ganz herzlich voneinander und wünschen einander Glück. Die „Ice-Col-Gruppe“ will es heute noch bis ins Passlager schaffen, um am nächsten Tag beide Pässe .- East und West Col – möglichst auf einen Satz bewältigen zu können. Am nächsten Tag geht es ins Hinku- Tal bis ins Amphu- Lhaptsa-BC und am Folgetag über den gleichnamigen Pass nach Chukhung im Khumbu- Gebiet. Ab dort ist es dann nur noch Wanderautobahn und eine Frage von zwei Tagen, bis man in Lukhla ankommt. Wir anderen im ABC verbliebenen, Anja, Alix, Joe und Luis, bauen den gesamten Tag Zelte ab und packen Gemeinschaftsgüter ein. Anja offenbart sich ganz unerwartet die Gelegenheit, am 19.5. bei einem Helikopter vom Hillary Basecamp aus mit nach Lukhla fliegen zu können, was sie dankbar annimmt, da sie noch immer große Probleme mit ihrer Hüfte hat. Beim Abendessen kommen wir uns zu viert richtig verloren vor im riesigen Messzelt.

Abbau des ABC – vom 18.05.10

Heute ist es nach dem Frühstück an der  Zeit, sich von der gesamten Heute ist es nach dem Frühstück an der  Zeit, sich von der gesamten Begleitmannschaft zu verabschieden. Leider ist bisher nur ein Teil der Träger gekommen, mit denen unser Koch Gopal, unser Hilfskoch Manus, unser Sirdhar Nima, unsere Climbing Sherpas Singi und Nima ins Tal absteigen. Ein Teil des Gepäcks bleibt hier im ABC stehen, bis die restlichen Träger nach und nach eintreffen. Auch Anja steigt mit ihnen bis zum Hillary BC ab, von wo aus sie anderntags vom Helikopter zusammen mit dem Briten Ron, der den Hubschrauber chartert, abgeholt werden soll. Wir verabschieden uns herzlich voneinander. Dann sind nur noch Alix, Joe und Luis übrig, die in zwei Zelten im rudimentären ABC ausharren. Zum Glück sind wir zum Verbleib von Arnold Costers Truppe nebenan eingeladen worden, mit denen wir die gesamte Zeit im ABC ein sehr herzliches Verhältnis gepflegt hatten. So freuen wir uns, abends einen warmen Platz zum Essen und Verweilen zu haben und der einen oder anderen nächtlichen Filmvorführung beiwohnen zu können.

ABC – vom 19.05.10

Nach dem lebendigen Frühstück bei Arnolds Truppe fragen wir einen erneuten Wetterbericht bei Charly Gabl in Innsbruck ab. Er prognostiziert uns die besten Gipfelchancen für den 23. oder 24.5., obwohl auch dann die Winde niemals signifikant unter 40-50 km/h (auf Gipfelniveau) absinken werden. Dies ist tatsächlich eine sehr schwierige Saison, selten haben wir erlebt, dass sich der Jetstream so beharrlich lange mit solcher Vehemenz im Himalaya fest hängt. Auch am großen Nachbarn, dem Mount Everest, bereiten sich zahlreiche Bergsteiger auf dieses Wetterfenster vor. Unsere direkten Nachbarn, die französisch-amerikanische Gruppe rüstet für einen Gipfelgang am 22.5., die anderen Gruppen sind sich noch etwas unschlüssig und wollen gegebenenfalls noch einmal abwarten. Luis möchte auch allein und trotz der eisigen Verhältnisse eine Skibefahrung des Berges versuchen. Ansonsten sind unsere Aussichten aber eigentlich klar: Wollen wir den 23.5. versuchen, müssen wir morgen ins C2 aufsteigen – wollen wir den 24.5. wählen, geht es einen Tag später los. Länger abzuwarten ist uns nicht möglich, wir müssen spätestens am 27.5. vom ABC aufbrechen, denn auch wir wollen die Route über die Ice Cols als Rückweg in die Zivilisation wählen, die bis nach Lukhla fünf Tage in Anspruch nehmen wird. Das für den Gipfelversuch zur Verfügung stehende Wetterfenster ist also eng, die Bedingungen alles andere als optimal – es bleibt nach wie vor spannend!

ABC – vom 20.05.10

Gleich nach dem Frühstück machen wir uns daran, nochmals Charly Gabl in Innsbruck anzurufen. Er ist heute bereits um 6.00 Uhr im Büro (das ist Einsatz!), da er noch eine Expedition am Everest vor deren finalen Aufbruch beraten muss. Das nutzen wir natürlich auch gerne, um uns endgültig für den 23. oder 24.5. als Gipfeltag festzulegen. Nach den Informationen, die er uns geben kann, scheint sich alles auf den 24. zuzuspitzen. Wir beschließen zu dritt – Alix, Joe und Luis – morgen ins C2 aufzusteigen, dann am 22. weiter in den Makalu La, 7400 m, zu steigen und dort ein Lager C3 aufzubauen. Dieses wird am Folgetag, den 23. weiter auf C4, 7800 m, verschoben. Von dort aus wollen wir den Gipfel am 24. angehen. Wir haben uns zu dieser konventionellen Taktik entschlossen – d.h. kein Lager zu überspringen, obwohl wir uns dies bei unserem Konditions- und Akklimatisationszustand zutrauen könnten – da es vormittags täglich noch sehr windig sein und erst im Laufe des Tages Beruhigung eintreten soll. So haben wir die Möglichkeit, die stärksten Phasen abzuwarten und auch einmal später aufzubrechen, falls dies erforderlich sein sollte. Am 25.5. sollten wir dann wieder im ABC angekommen sein und können Bericht erstatten, wie es uns ergangen ist.

Aufstieg nach C2 – vom 21.05.10

Gegen 10.30 Uhr starten Luis, Alix und Joe im ABC – gemütliche 6 Stunden benötigen wir in unser Lager 2. Die von uns zu Beginn der Expedition fixierte Gletscherbrücke auf ca. 6400m ist inzwischen so fragil, dass wir heute die Variante weiter links wählen, die eine andere Expedition versichert hat. Später erfahren wir, dass unser Weg von den anderen Expeditionen „The German Bridge“ getauft wurde. Joe, der etwas früher das C2 erreicht, kocht schon fleißig draußen in der Sonne. Das ist auch gut so, denn später, als wir uns zu dritt ins Zelt verkriechen und der Schatten über das Lager 2 fällt, fängt es bereits wieder an zu stürmen, so muss das Abendessen „indoors“ stattfinden.

Aufstieg nach C3 / Makalu La – vom 22.05.10

Gegen 9h starten wir unseren Aufstieg zum Makalu La bei schönstem Wetter. Es ist heute viel los an den Fixseilen: Fabrizio steigt mit seinem Team ebenfalls auf, auch die Gruppe samt Sherpas um Arnold Coster. Gegen 15 Uhr erreichen wir unser Depot knapp unterhalb vom Makalu La, laden Essen, Zelt und Kocher auf und erreichen dann um 16.30 Uhr unser Lager 3, knapp hinter dem Pass – das GPS sagt 7477m als Höhe. Es ist kaum zu glauben: Ein paar Mal hat uns der Makalu La wegen Sturm „abgeworfen“, aber heute ist es sonnig und windstill! Wir bauen unser Zelt neben denen von Arnold Coster auf und kochen noch in der Sonne bis um 18.00 Uhr.

Aufstieg nach C4 – vom 23.05.10

Seit 5.00 Uhr kitzelt uns die Sonne im Gesicht, aber nachdem die heutige Etappe relativ kurz ist, gönnen wir uns ein Ausschlafen bis 6.00 Uhr. Gegen 10.00 Uhr starten wir mit schweren Rucksäcken, denn wir verschieben das Zelt, Kochutensilien etc. von C3 nach C4. Die anderen Expeditionen bauen ihr Lager 4 bereits nach 2 Std. Gehzeit auf 7600m auf, wir gehen noch weiter und erreichen nach insgesamt 4 Std. in einer Höhe von 7800m, geschützt unter einem Serac, einen perfekten Platz für unser Lager 4. Der Boden ist hier ganz eben, so dass das Zelt schnell aufgestellt ist. Da morgen unser Gipfeltag sein soll, versuchen wir nachmittags noch so viel wie möglich zu trinken und liegen früh in den Schlafsäcken. Doch wie so oft, kommt vieles erstens anders…

Gipfelversuch – vom 24.05.10

…und zweitens als man denkt: Seit ca. 21.00 Uhr gestern Abend schneit es ununterbrochen. Wir verschieben unsere Aufbruch immer wieder, funken mit Arnold in C3 und Fabrizio im unteren C4. Keiner kriecht aus seiner Hütte. Wir entschließen uns dann doch, gegen 2.15 Uhr zu starten. Wir wollen bis zur Helligkeit an den Fixseilen aufsteigen – oftmals in den letzten Wochen hat der nächtliche  Niederschlag mit dem Morgengrauen nachgelassen. Doch heute haben wir kein Glück: Als wir um 4.30 Uhr auf ca. 8000m am Ende der ersten Fixseilpassage ankommen, schneit es munter weiter. Luis und Joe machen hier Depot (Ski, Stöcke, Pickel, Seil) – wir wollen uns die Chance für einen möglichen 2. Versuch morgen offenhalten. Eine gute Stunde später liegen wir wieder in unseren Schlafsäcken, doch zuvor müssen wir zwei Jungs der ukrainischen Expedition aus unserem Zelt verscheuchen: Sie sind über den Westgrat aufgestiegen und über den Nordostgrat abgestiegen. In ihrer Erschöpfung haben sie die erste Behausung, die ihnen im Abstieg über den Weg gelaufen ist, bezogen… Den Tag über vegetieren wir in unserem Zelt so dahin, erst gegen Nachmittag hört der Schneefall auf. Arnold bekommt den neuesten Wetterbericht und alle Teams beschließen, morgen einen erneuten Gipfelversuch zu starten. Um 22.00 Uhr stehen wir auf  und beginnen mit dem mühsamen Schneeschmelzen und Wasserkochen. Gegen Mitternacht gibt plötzlich Luis` Stirnlampe den Geist auf – Alix wird mit der Aufgabe betraut, bei den Nachbarn Blair und Marty nach Batterien oder einer Ersatz-Stirnlampe zu
fragen….etwas verwundert wirkt Blair schon, als da plötzlich um 24.00 Uhr an sein Haus geklopft wird, aber er hilft großzügig aus – Danke, Blair!

2. Gipfelversuch – vom 25.05.10

Es ist unmöglich, zu dritt gleichzeitig aus dem Zelt zu kriechen und startklar zu sein – so ist Joe der erste, der das Lager 4 gegen 0.30 Uhr verlässt. Luis und Alix folgen keine Viertelstunde später. Es ist bitterkalt, -45 Grad Celsius, Luis hat schnell Probleme mit den Füßen, da die Sohlenheizung seiner Skitourenschuhe nichtfunktioniert. Er kommt zudem in keinen vernünftigen Gehrhythmus hinein und fühlt sich nicht gut, Alix hingegen kommt recht gut zurecht. Bald wird klar, dass es für Luis zu gefährlich wird, weiter zu gehen, wenn er sich seine Füße nicht erfrieren will, die er mittlerweile nicht mehr spüren kann. Er ermuntert Alix  allein weiter zu gehen. Beide versuchen mehrfach Joe über Funk zu erreichen, damit er Bescheid weiß und Alix zu ihm aufschließen kann. Leider bleibt die Kontaktaufnahme erfolglos. Luis und Alix beschließen daraufhin, dass Luis allein zum Lager 4 absteigt und Alix zumindest bis zu dem gestern angelegten Depot auf 8050m alleine aufsteigt und schaut, ob sie auf Bergsteiger anderer Expeditionen trifft, denen sie sich anschließen kann. Gegen 3.30 Uhr erreicht Alix das Depot. Während des Aufstiegs hat sie ein mulmiges Gefühl, Luis alleine abgestiegen haben zu lassen. Nachdem sie Joe immer noch nicht per Funk erreicht hat und keine Lichter anderer Bergsteiger in Sichtweite sind, ist die Entscheidung schnell gefallen: Sie sammelt das deponierte Material ein und steigt nach Lager 4 ab, um Luis im Abstieg zu begleiten. Joe hat indessen zur Gruppe Arnold Costers aufgeschlossen und steigt mit Adele, Gunthis, Harris, Tunc und Arnold sowie den Climbing Sherpas Gansa, Pemba und Lakba durchs French Couloir zum Gipfelgrat auf. Auf ca. 8300 m beginnt sich dieser zunächst als breiter Rücken hin zum Gipfel zu erstrecken. In der Nähe des Vorgipfels oder „False Summit“  verjüngt er sich immer mehr und wird messerscharf, fällt etwas ab, ehe der letzte Aufschwung zum Hauptgipfel folgt. Gegen 12.30 Uhr erreicht Joe mit Gunthis und Arnold den Gipfel bei bestem Wetter und bleibt ca. eine Viertelstunde am höchsten Punkt. Auf dem Weg zurück begegnen sie dem Griechen Harris, den Arnold vehement versucht, zum Abstieg zu bewegen, der aber nicht locker lässt. Am Ausstieg des French Couloirs finden die drei Bergsteiger die besinnungslose Adele vor, die an einem Höhenhirnedem zu leiden scheint. Nach der Gabe von Dexamethason schleppen und zerren sie sie mit vereinten Kräften in den Schutz von Lager 4, in dem sie gegen 19.30 Uhr ankommen und dort die Nacht verbringen. Harris meldet sich noch einmal über Funk, er befinde sich im Abstieg durchs French Couloir, dann hört man die restliche Nacht nichts mehr von ihm. Währenddessen beginnen Luis und Alix gegen 9.00 Uhr morgends mit dem langen Abstieg ins ABC. Auf dem Weg treffen sie Fabrizio und sein Team, der ebenfalls schon nach einer Gehstunde wegen der großen Kälte den Gipfelversuch abgebrochen hat, sowie Marty und Blair. Am Makalu La kocht Blair für alle zur Stärkung Wasser und verteilt amerikanische Chocolate Cookies, die himmlisch schmecken! Zusammen fällt der Abstieg leichter als alleine. Mit einbrechender Dunkelheit gegen 19.00 Uhr sind Alix und Luis auf den letzten Metern vor dem ABC, als ihnen zwei Kitchenboys mit Getränken entgegen kommen und ihnen die gut 30 kg schweren Rucksäcke abnehmen. Der Abendessenstisch ist auch schon gedeckt und zusammen mit Mor, ein Teilnehmer aus Arnold Costers Gruppe, genießen Alix und Luis ein leckeres nepalesisches Menü – und eine Coca Cola! Erschöpft kriechen sie um 22h in die Schlafsäcke – etwas in Sorge um Joe, von dem sie den ganzen Tag nichts gehört haben.

ABC – vom 26.05.10

Der Kitchenboy Dumi bringt Luis und Alix um 8h einen Wake-up-Tea zwar nicht ans Bett aber an den Schlafsack. Um 8.30h genießen sie ein leckeres Frühstück zusammen mit Mor. Anschließend wird gepackt, denn die Zeit läuft davon und für morgen ist der Abstieg über die Ice Cols geplant. Mit einem Ohr hängen beide immer am Funkgerät, denn Joe fehlt ja noch! Keiner weiß bislang, wie es ihm ergangen ist, ob er auf den Gipfel gekommen ist und wo er sich gerade befindet. Das Wetter ist scheußlich, es schneit und es weht ein übler Wind. Beide sind froh, gestern bis ins ABC abgestiegen zu sein. Unterdessen macht sich Joe zusammen mit Arnold an den Abstieg. Adele und Gunthis, die beide sehr entkräftet sind, steigen am heutigen Tag nur bis C3, 7400 m ab, wohingegen Joe und Arnold das ABC, 5650 m, erreichen wollen. Unterwegs erreicht sie ein Funkspruch von Harris, er habe die Nacht in einer „Eishöhle“ verbracht und benötige Hilfe für den weiteren Abstieg. Alarmiert schickt Arnold die Climbing Sherpa Gansa und Lakpa zurück ins letzte Lager. Zum Lunch um 12.00 Uhr im ABC ist Tunc, ein Teilnehmer von Arnolds Team und inzwischen ein uns lieb gewordener Freund, zurück im ABC. Wir kennen ihn von der Ama Dablam 2004 und vom Dhaulagiri 2009. Er konnte gestern – mit künstlichem Sauerstoff – den Gipfel des Makalu erreichen. Unsere Gratulation! Den ganzen Tag über machen wir uns Sorgen und haben ein ungutes Gefühl, denn wir hören weder von Arnolds Gruppe noch von Joe ein Lebenszeichen. Mor schickt Arnold eine SMS auf sein Sattelitentelefon. Morgen früh werden zwei Climbing Sherpas vom ABC aus starten, um ggf. Hilfe leisten zu können. Um 19.00 Uhr gibt es für Luis, Alix, Mor und Tunc Abendessen. Es ist kalt – bald kriecht jeder in seinen Schlafsack.

ABC – vom 27.05.10

Unser schlechtes Gefühl bestätigt sich leider heute – endlich haben wir Funkkontakt zu Arnold. Er berichtet uns von den dramatischen Ereignissen, die sich in der Zwischenzeit ereignet haben. Neben Tunc haben am Dienstag Arnold, Gunthis, Harris, Joe sowie einige Climbing Sherpas den Gipfel des Makalu erreicht. Jedoch befindet sich der Grieche Harris, der bereits ab 7000m künstlichen Sauerstoff verwendet hat, immer noch alleine auf der Gipfeletappe – in über 8000m Höhe hat er dort bereits zwei Nächte im Freien verbracht. Kaum Chancen, das zu überleben, zumal ihm inzwischen sicherlich der Sauerstoff ausgegangen ist. Dennoch gibt es wie durch ein Wunder immer wieder Lebenszeichen vom ihm. Arnold schickt zwei seiner Sherpas nochmals hinauf. Die können ihn aber nicht finden, da er anscheinend in einer Schneehöhle biwakiert. Adele und Gunthis sind in Sicherheit aber vollkommen erschöpft und gesundheitlich angeschlagen (Adele hatte ein Höhenhirnödem, Gunthis Erfrierungen an den Händen entwickelt) und befinden sich im Abstieg nach Lager 2. Arnold und Joe sind – gesund aber erschöpft – bereits im Lager 2 und steigen heute noch ins ABC ab. Am Vormittag gelingt es Luis endlich, direkt mit Joe über Funk zu sprechen, der sehr erschöpft klingt. Arnold bittet um Hilfe aus dem ABC, ihm und Joe entgegenzugehen und zu unterstützen, da beide äußerst erschöpft sind. Daraufhin starten Mor und Luis gegen 12.00 Uhr im ABC mit Getränken – gegen 15.00 Uhr sind sie am Beginn
der ersten Fixseile und nehmen dort Arnold und Joe in Empfang. Gegen 18.00 Uhr kommen alle schwer bepackt und vom Schneefall durchnässt im ABC an. Joe berichtet das erste Mal ausführlicher von seinem Gipfelgang, wir gratulieren ihm herzlich. Er ist als einziger Bergsteiger an diesem extrem kalten Tag (morgens -45 Grad Celsius) ohne die Zuhilfenahme von Sauerstoff auf den Gipfel gelangt. Schon bald nach dem Abendessen sind alle müde und es wird früh zu Bett gegangen.

Abstieg ins Hillary Basecamp – vom 28.05.10

Nachdem nun alle verbliebenen Expeditionsmitglieder wieder vereint sind, ist es höchste Zeit, sich um die Rückkehr nach Kathmandu zu kümmern. Durch die wenige Zeit, die uns übrig bleibt, entschließen wir uns, auf dem kürzesten Wege zurück nach Tumlingtar zu trekken. Die Überschreitung der Ice Cols wäre in den wenigen Tagen nur mit einem Gewaltmarsch und Riesenetappen schaffen. Joes Gesundheitszustand ist sichtlich angegriffen. Er vermutet eine Atemwegsinfektion, die sich durch den extremen Höhenaufenthalt nun verschlimmert hat. Noch immer keine Nachrichten von Harris. Gansa und Lakpa sind mittlerweile nach mehrtägigem Aufenthalt in extremer Höhe selbst am Rande einer Höhenkrankheit und müssen durch Wangchu und Pemba ersetzt werden. Nach dem Mittagessen verabschieden wir uns von Arnold und seiner Crew und machen uns auf den mühseligen Abstieg durchs Blockwerk ins Hillary Basecamp, 4850 m. Zu uns gesellt sich Mor, ein Teilnehmer Arnolds aus Israel, der sich uns anschließen will. Gegen 19.00 Uhr kommen wir im BC an, stellen unser Zelt auf einer kleinen Wiese auf und nehmen ein einfaches Abendessen aus der Campingküche zu uns. Ein alter Yak-Hirte, der dort auf seine über sechzig Tiere aufpasst, lädt uns zum Tee ein und lässt uns neben seiner Holzhütte campieren.

Helikopterflug nach Lukla – vom 29.05.10

Als wir morgens erwachen – wir haben uns den Wecker früh gestellt, da wir auch auf dem kürzesten Weg keine Zeit verlieren dürfen – begrüßt uns strahlendes, wolkenfreies Wetter. Trotzdem beginnt der Morgen mit einem Schrecken: Joe´s infektiöser Husten hat sich über Nacht zu einem asthmatischen Anfall ausgewachsen, er bekommt kaum noch Luft. Zur gezielten Behandlung der Erkrankung fehlen uns die richtigen Medikamente. Zum Glück haben wir aber noch immer unser Satellitentelefon dabei, über das wir einen Helikopter aus Lukla anfordern. Zum Glück ist das Wetter so gut, gespannt warten wir die Ankunft des Helikopters ab, nun haben wir tatsächlich einen richtigen Notfall. Gegen 8.15 Uhr hören wir das immer lauter werdende „Wapp-wapp-wapp“ des Rotors in der Luft, keine drei Minuten später sind wir allesamt in der Luft. Joe bekommt Sauerstoff aus der  Bordflasche des Helikopters, es geht ihm gleich etwas besser. Dennoch wagt er sich kaum zu bewegen oder zu sprechen. Das Tal hinunter wird die Bewölkung immer dichter, als wir in Tashigaon zum Auftanken zwischenlanden. Dennoch gelingt es dem Piloten, Lukla nach einer weiteren halben Stunde Flugzeit sicher zu erreichen. Um 10.00 Uhr setzen wir direkt neben dem neu erbauten Hospital auf und liefern Joe beim diensthabenden Arzt ab. Eine langwierige Behandlung beginnt, die sich über den gesamten Tag hinzieht. Wir verbliebenen drei, Alix, Mor und Luis, quartieren sich zwischenzeitlich in der nahegelegenen Everest Summit Lodge ein und können zumindest schon mal eine erste Dusche genießen.  Nachmittags versuchen wir, mit einem der wenigen noch verbleibenden Flüge nach Kathmandu zu gelangen, um Joe dort in einer Klinik mit besseren Behandlungsmöglichkeiten unterzubringen. Leider hat sich aber das Wetter verschlechtert und der Flug wird gestrichen. Joe bleibt über Nacht zur Überwachung im Krankenhaus, wir essen in der Lodge zu Abend und gehen dann nach all der Aufregung des Tages erschköpft früh zu Bett.

Flug nach Kathmandu – vom 30.05.10

Nach der Nacht im Krankenhaus geht es Joe bereits viel besser, die selbstangesetzte Behandlung hat die erwünschte Wirkung gezeigt. Zum Frühstück ist er bei uns in der Lodge und als der erste Flug ausgerufen wird, ist er mit Mor schon am Flughafen. Einige Zeit ist das Wetter zu schlecht für weitere Flüge und wir bangen bereits, dass wir in Lukla festhängen. Doch das Wetter hat ein Einsehen und klart wieder auf. Ein, zwei Stunden später ist es auch für unseren dritten Flug so weit und atmen erleichtert auf, als die Maschine das Rollfeld hinunterschießt. Eine knappe Stunde später befinden wir uns im feuchtheißen Klima Kathmandus und nehmen unser Gepäck entgegen. Unsere Agentur Intrek holt uns am Flughafen ab und bringt uns ins Hotel Yak und Yeti. Von Arnolds Expedition erreicht uns die Nachricht, dass die Suche nach Harris mittlerweile eingestellt wurde. Er konnte trotz intensiver Bemühungen nicht lokalisiert werden. Allmählich beginnt die Anspannung der vergangenen Tage von uns abzufallen und wir genießen die Annehmlichkeiten der Zivilisation mit einem guten Abendessen mit einem kühlen „Everest“-Bier dazu, ehe wir müde ins frisch gemachte Bett sinken.

Kathmandu – vom 31.05.10

Nach einem ausgiebigen Frühstück am Büffet des Hotel Yak & Yeti fühlen wir uns gestärkt, um den geschäftigen Tag in Angriff zu nehmen. Um 10.00 Uhr sind wir mit unserer Agentur zu einer Besprechung verabredet, die sich bis über den Mittag hinaus hinzieht. Nachmittags geht es zum „Debriefing“ ins Tourismusministerium, einem endlosen Papierkrieg, der ebenfalls  Stunden in Anspruch nimmt. Erst am späten Nachmittag ist alles erledigt – und auch wir, bei Temperaturen über 30 Grad Celsius. Abends treffen wir uns mit Mor, der in einem anderen Hotel in Thamel abgestiegen ist, zum Abendessen.

Kathmandu – vom 01.06.10

Auch der zweite Tag in der nepalischen Hauptstadt lässt uns wenig zur Ruhe kommen. Bereits vormittags treffen wir uns mit der Journalistin Billi Bierling, die für Miss Elizabeth Hawley arbeitet und bei der Erstellung der Himalaya-Chronik mitwirkt, zum Interview. Bis ins kleinste Detail will sie Dinge aus dem Expeditionsverlauf wissen. Mittags holt uns unser Climbing Sherpa Singi zum Mittagessen bei seiner Familie ab. Mit seiner Frau und seinen zwei Kindern hat er bis vor Kurzem in einer ca. 15 Quadratmeter großen Wohnung (eigentlich ist es ein „Zimmer“) in Kathmandu gelebt, seit letztem Jahr haben sie ein weiteres Zimmer dazu gemietet – dafür haben sie aber auch die beiden Kinder seines Bruders, der zusammen mit seiner Ehefrau in Ladakh verstorben war, mit zu sich genommen. Dennoch ist alles adrett eingerichtet, sauber und liebevoll gepflegt. Die 16-jährige Tochter Zhangmu ist heute schon aus der Schule zurück und hilft ihrer Mutter beim Kochen und Bedienen. Das nach Sherpa-Art zubereitete Essen schmeckt hervorragend, besser als in jedem Restaurant. Am frühen Nachmittag verabschieden wir uns und schauen nochmals kurz bei der Agentur vorbei, danach haben wir ein Treffen mit einigen der Teilnehmer von Arnolds Gruppe, die bereits wieder in Kathmandu sind, in Thamel verabredet. Abends sind wir zusammen mit den Mitarbeitern von Intrek zu einem Abschiedsessen in einem Newari-Restaurant in der Stadt eingeladen.

Rückflug nach Hause – vom 02.06.10

Der Vormittag steht uns noch frei zur Verfügung, wir verbringen ihn mit einigen letzten Besorgungen in der Stadt. Mittags werden wir im Hotel abgeholt und zum Flughafen gebracht. Die Tourismussaison neigt sich schon sehr ihrem Ende entgegen, daher ist der Trubel am Tribhuvan-Flughafen nicht ganz so schlimm und die Wartezeiten halten sich in Grenzen. Wir haben zügig eingecheckt und die Sicherheitskontrollen hinter uns gelassen, schon sind wir in der Luft und auf dem Weg nach Abu Dhabi. Die sechs Stunden Wartezeit auf den Anschlussflug nach München verbringen wir dort in einer Lounge und lassen es uns gut gehen.

Ankunft in München – vom 03.06.10

Um 2.15. Uhr besteigen wir endlich das Flugzeug, das uns nach Hause nach München bringen soll. Die Temperatur in Abu Dhabi beträgt nachts noch über 30 Grad Celsius, wovon allerdings im voll klimatisierten Flughafen wenig zu spüren ist. Hier fühlt man sich eher wie in Nordeuropa, so tief gekühlt ist der gesamte Gebäudekomplex. Nach ca. sechs Flugstunden durchstoßen wir in Bayern die Bewölkungsdecke und machen uns bereit zum Landeanflug auf München. Das Wetter ist kühl und schmuddelig, es regnet leicht. So sind wir es gewohnt – nicht von den letzten beiden Monaten, aber von zu Hause – so dass sich gleich die richtige Wiedersehensfreude einstellen will. 6.30 Uhr ist das Gepäck vom Band, wir (Alix, Luis) verabschieden uns nach so langer Zeit von Joe, den seine Eltern am Flughafen in Empfang nehmen, und marschieren zur S-Bahn, mit der wir das letzte Stück nach Hause in den Münchner Süden fahren. Damit endet unsere zweimonatige Reise, die uns an den „Schwarzen Berg“, den Makalu 8485 m, nach Nepal führte. Leider konnten wir nicht alle den Gipfel erreichen und auch die projektierte Skiabfahrt fiel als Konsequenz flach, doch wir hatten viele eindrucksvolle Erlebnisse und sind alle wieder gesund und munter zu Hause. Schon allein das darf man bei solchen Vorhaben nicht als Selbstverständlichkeit voraussetzen, dies führt uns das Geschehen der letzten Tage am Berg prägnant vor Augen. Trotz aller Erlebnisse fehlt natürlich ohne den Gipfel etwas – es ist wie mit einer Torte ohne Sahnehäubchen. Denjenigen, die nach einem gescheiterten Gipfelgang immer wieder beteuern, dies wäre ihnen ganz einerlei und sie seien dennoch vollständig erfüllt und glücklich, kann man nur erwidern: „Ehrlich?“. „Der Weg ist das Ziel“ – aber wenn er nicht bis zum Gipfel führt, ist er eben nicht ganz zu Ende gegangen worden. Andererseits dürfen wir dem Berg nicht als Fordernde begegnen sondern müssen für jede Kleinigkeit dankbar sein, die er uns gewährt. Insofern darf man auch ein Scheitern nicht als die Antithese des Erfolgs sondern vielleicht sogar als seine Voraussetzung sehen. Nur durch vorsichtiges Herantasten an die große Aufgabe, durch wiederholtes kritisches Infragestellen seiner selbst und immer währendes Lernen und Verbessern können wir darauf hoffen, diese Abenteuer sicher und erfolgreich zu bestehen. Vielleicht sieht uns der Makalu ja auch bald schon wieder – der Australier Blair wird nächstes Jahr zum dritten Mal hinfahren, nachdem er nun zum zweiten Mal kurz vor Erreichen des Gipfels umdrehen musste – ein faszinierender Berg mit klaren Linien, sicherlich mit der formschönste Achttausender überhaupt, der auf jeden Fall einen weiteren Besuch wert ist!

Wir bedanken uns bei allen, die mitgefiebert und den Daumen gedrückt haben, für die moralische Unterstützung und hoffen, Ihr seid auch beim nächtsten Mal wieder mit dabei!